edivisionen und
Grenzschutzbrigaden in unbekannter Zahl stehen. Bei Iwangorod scheint eine
russische Armee in Bildung begriffen zu sein. Die Truppen hierfuer werden
augenscheinlich teils aus den Armeen entnommen, die uns bei den frueheren
Operationen in Ostpreussen gegenueber standen, teils kommen neue Kraefte aus
Russisch-Asien heran. Auch liegt Nachricht vor, dass westlich Warschau an
einer grossen Stellung mit Front nach Westen gebaut wird. Wir marschieren
also in eine recht unsichere Lage hinein und muessen auf Ueberraschungen
gefasst sein.
Wir betreten Russisch-Polen und lernen sofort die volle Bedeutung dessen
kennen, was ein franzoesischer General in seiner Beschreibung des von ihm
miterlebten napoleonischen Feldzuges im Winter 1806 als besonderes Element
der dortigen Kriegfuehrung bezeichnet hat, naemlich - den Dreck! Und zwar
den Dreck in jeder Form, nicht nur in der freien Natur, sondern auch in
den sogenannten menschlichen Wohnungen und an deren Bewohnern selbst. Mit
Ueberschreiten unserer Grenze waren wir geradezu in einer anderen Welt. Man
legte sich unwillkuerlich die Frage vor: wie ist es moeglich, dass auf dem
Boden Europas die Grenzsteine zwischen Posen und Polen solch scharfe
Trennungslinien zwischen Kulturstufen des gleichen Volksstammes ziehen? In
welch einem koerperlichen, sittlichen und materiellen Elend hatte die
russische Staatsverwaltung diese Landesteile gelassen, wie wenig hatte die
Ueberfeinerung in den Kreisen der polnischen Grossen zivilisatorische Kraefte
in die niedergehaltenen unteren Schichten durchsickern lassen! Die
offenkundige politische Gleichgueltigkeit dieser Massen beispielsweise
durch Einwirkung der Geistlichkeit in einen hoeheren Schwung zu bringen,
der sich bis zu einem freiwilligen Kampfanschluss an uns haette steigern
lassen, schien mir schon nach den ersten Eindruecken fraglich.
Unsere Bewegungen werden durch grundlose Wege aufs aeusserste erschwert. Der
Gegner bekommt Einblick in sie und trifft Gegenmassregeln. Er zieht aus der
Front den Oesterreichern gegenueber ein halbes Dutzend Armeekorps in der
offenkundigen Absicht heraus, diese uns ueber die Weichsel suedlich
Iwangorod frontal entgegen zu werfen.
Am 6. Oktober erreichen wir ueber Opatow-Radom die Weichsel. Was sich hier
vom Gegner westlich des Flusses befunden hatte, war von uns
zurueckgetrieben worden. Nunmehr spricht sich jedoch eine Bedrohung unseres
Nordfluegels von Iwangorod-Warschau her aus. Unter diesen
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