erden in
ihrer ganzen heldenhaften Groesse erst dann einwandfrei gewuerdigt werden,
wenn Wahrheit und Gerechtigkeit wieder zur freien Wirkung kommen, wenn die
Propaganda unserer Gegner in ihrer die Weltmeinung irrefuehrenden Weise
entlarvt ist, und wenn die deutsche kritische Selbstzerfleischung einem
ruhigen besonnenen Urteil weicht. Ich zweifle nicht, dass dies alles
eintreten wird.
Trotz der Groesse all unserer Leistungen fehlte aber die Kroenung des
gewaltigen, uns aufgezwungenen Werkes. Bis jetzt war nur die
augenblickliche Rettung, nicht aber ein durchgreifender Sieg erkaempft. Die
Vorstufe, die zu diesem fuehrte, war eine Entscheidung auf wenigstens einer
unserer Fronten. Wir mussten herauskommen aus der kriegerischen,
politischen und wirtschaftlichen Umklammerung, die uns einschnuerte und uns
auch moralisch den Atem zu nehmen drohte. Die Gruende fuer das bisherige
Ausbleiben des Erfolges waren strittig und werden strittig bleiben. Die
Tatsache bestand, dass unsere Oberste Heeresleitung sich genoetigt geglaubt
hatte, vom Westen, wo sie die rasche Entscheidung suchen wollte, vorzeitig
starke Kraefte nach dem Osten zu werfen. Ob bei diesem Entschluss nicht auch
eine Ueberschaetzung der damals im Westen erreichten Erfolge eine grosse
Rolle spielte, moechte ich dahingestellt sein lassen. Jedenfalls erwuchsen
Halbheiten; das eine Ziel war aufgegeben, das andere nicht erreicht.
In zahlreichen Gespraechen mit Offizieren, die einen Einblick in den
Verlauf der Ereignisse im August und September 1914 auf dem westlichen
Kriegsschauplatz gehabt hatten, versuchte ich ein einwandfreies Urteil
ueber die Vorgaenge zu gewinnen, die fuer uns in der sogenannten
Marneschlacht so verhaengnisvoll wurden. Ich glaube nicht, dass eine
einzelne Ursache die Schuld an dem Scheitern unseres grossen, zweifellos
richtigen Feldzugsplanes traegt. Eine ganze Reihe unguenstiger Einwirkungen
entschied zu unseren Ungunsten. Zu diesen zaehle ich: Verwaesserung des
Grundgedankens, mit einem starken rechten Fluegel aufzumarschieren,
Festrennen des ueberstark gemachten linken Heeresfluegels durch falsche
Selbsttaetigkeit der unteren Fuehrung, Verkennen der aus dem
starkbefestigten, grossen Eisenbahnknotenpunkt Paris zu erwartenden Gefahr,
ungenuegendes Eingreifen der Obersten Heeresleitung in die Bewegungen der
Armeen und vielleicht auch mangelhaftes Herausfuehlen der an sich nicht
unguenstigen Lage an dieser und jener Kommandostelle im entscheidenden
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