ttens brach dieselbe nicht
so unaufhaltsam, so ploetzlich, so ruecksichtlos ueber die Germanen herein,
wie ueber jene Voelker, sondern ganz allmaehlich, durch Jahrhunderte langes
Vertrautwerden mit dem Einzelnen, wobei das romanisirte Gallien keine
unbedeutende Vermittlerrolle spielte; und endlich kam sie nicht in
solchem Grade feindselig, wie die moderne Kultur ueber die sogenannten
Wilden.
Sec. 14. Psychische Einwirkungen der Kultur.
Und so blieben unsere Vorfahren vor dem namentlich bewahrt, was den
Naturvoelkern so verhaengnissvoll wurde: vor dem geistig deprimirenden
Eindruck, den die Kultur auf die Naturvoelker macht. Die Germanen fanden
Gelegenheit selbstaendig siegend in dem Land ihrer geistigen Besieger
aufzutreten: sie behielten stets das gegruendete Bewusstsein eigenes
Werthes und dass sie nicht in jeder Beziehung untergeordnet seien. Sie
standen den Roemern gegenueber wie der Schueler dem Lehrer, der des
Schuelers geistiges Leben leitet, corrigirt, erhoeht, aber nicht verletzt,
vernichtet, verhoehnt.
Ganz anders aber die Naturvoelker. Ihr Geistesleben, alles, was sie
dachten, fuehlten und glaubten ist ihnen durch ihr Bekanntwerden mit den
Europaeern was sollen wir anders sagen als geradezu (und oft mit der
boshaftesten Absichtlichkeit) vernichtet worden. Hierdurch wurden
selbstverstaendlich je gebildeter die Voelker waren, sie um so haerter
betroffen; so dass vieles von dem im folgenden Entwickelten auf die
rohesten Staemme Suedamerikas oder Neuhollands keine Anwendung findet.
Zunaechst die Religion. Die meisten Naturvoelker sind von sehr reiner und
inniger Religiositaet, bei allen Abgeschmacktheiten und Monstrositaeten
ihres Glaubens. So waren es die Mexikaner. Ihre Religion (Waitz 4, 128)
war es, welche ihnen ihre hohe und reine Moral eingab, deren
Grundgedanke--zugleich ihr festester und untrueglichster Schwur (Waitz 4,
154)--war: sieht mich nicht unser Gott? Und alles, was die Religion
schweres von ihnen forderte, wurde treu und gewissenhaft und mit aechter
und inniger Andacht von ihnen, nach Cortez eigenem Zeugniss (Waitz 4,
154) ausgefuehrt, Ihre vielen Eroberungskriege waren, wie wir schon
sahen, alle von dem Gedanken geleitet, ihre Religion auszubreiten ueber
alle Welt. Nicht anders, nach Waitz Schilderung (4, 447 ff.) die
Peruaner. Gleichfalls in hohem Grade gottesfuerchtig sind die
Nordindianer (Waitz 3, 205), die keine Handlung ohne Gebet unternehmen,
die alle schweren von der Reli
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