einung ist anthropologisch bedeutsam, weil sie wie keine
zweite die zaehe Lebensfaehigkeit der Menschheit und zugleich beweist,
dass diese Lebenskraft in allen Zweigen des Menschengeschlechtes
gleichmaessig vertheilt ist, ja bei den Naturvoelkern eher staerker, wie
bei den kultivirten Nationen auftritt, welche letzteren, weil sie feiner
organisirt sind als die unkultivirten Menschen, auch bei weitem weniger
zu ertragen im Stande sind.
Denn wenn wir fragen: sind die angefuehrten Ursachen stark genug, um das
Hinschwinden ganzer Voelker zu veranlassen? so muessen wir antworten: sie
sind es reichlich und im Uebermass, jede einzelne schon und nun gar
mehrere vereint. Ist es nicht ein wahres Wunder, dass der Naturmensch in
einem Lande wie Neuholland sich hielt, wo Europaeer trotz aller
Ausruestungen meist so rettungslos verloren sind? Und noch dazu sich
hielt in den ewigen Kriegen mit seines Gleichen, unter den unguenstigen
Einfluessen der eigenen mangelhaften Kultur? oder der Polynesier auf
seinen kleinen oft so unfruchtbaren Inseln inmitten des ungeheuersten
aller Ozeane, und auch er ewigem Krieg und Kindermord und den
entnervendsten Ausschweifungen unterworfen? Nicht ein Wunder, dass nach
den furchtbaren Vernichtungskriegen durch die Weissen nicht eines dieser
Voelker vollkommen vertilgt ist, ausser kleinen Staemmen? Gewiss, wenn
wir dies alles ueberdenken, werden wir nicht von der Lebensunfaehigkeit
der Naturvoelker, sondern vielmehr von ihrer ausserordentlichen
Lebenskraft und Unverwuestlichkeit uns ueberzeugen muessen. Und so ist hier
der Ort, auf die Frage zurueckzukommen, zu welcher wir durch Waitz
veranlasst waren: sind wir wirklich zu dem Gestaendniss genoethigt, dass
uns das Aussterben der Naturvoelker vollstaendig zu erklaeren noch nicht
gelingt? Wir sind es nicht. Wenn man der Geschichte jedes einzelnen
Volkes folgend fragt, wie kommt es, dass es dahin siecht und schwindet,
wir werden immer vollkommen erschoepfend die Gruende erkennen, welche
stets dem von uns zusammengestellten Kreis angehoeren werden. Diese
erklaeren das Aussterben der Bevoelkerung so vollstaendig, dass zu irgend
welchem Raethselhaften nicht der mindeste Platz bleibt, sobald man nur
die einzelnen Gruende in ihrer physischen und psychischen Wirksamkeit
sich mit genuegender Consequenz vor Augen fuehrt.
Doch ist wohl zu beachten, dass auch die Unverwuestlichkeit dieser
haerteren Voelker ihre Grenze hat. Wir sahen in Neuholland einen
Menschensta
|