bemueht, hat dies scharf und
schlagend bewiesen. Auch Streitigkeiten, die in ihrem eigenen Schooss
entstanden sind, brachte sie zu den Neubekehrten, wie Humboldt b, 5, 133
von Suedamerika erzaehlt. Uebrigens ist auch die protestantische Kirche in
der Schonung solcher Heiden, die von einer andern protestantischen Sekte
bekehrt waren, durchaus nicht uebermaessig zart gewesen. An manchen Orten
(Nordamerika, Afrika u s.w.) hat auch sie statt des Friedens des
Christenthums den Streit der Sekten gebracht. Welchen Einfluss musste
das auf die eben gewonnenen Naturvoelker und deren Charakter machen!
Dabei darf auch nicht vergessen werden, dass in den meisten Faellen sich
der Mission die Europaeer selbst auf das Heftigste entgegensetzten, da
sie sich durch jene in ihrem oft sehr weltlichen oder besser gesagt
gottlosen Treiben behindert sahen. So war es namentlich in Polynesien,
fast auf jeder Insel (Meinicke, Lutteroth und fast in allen Quellen); so
in Amerika schon im 16. Jahrhundert (Waitz 4, 188; 338); so auch in
Afrika bei Hottentotten, Kaffern, Negern, ueberall. Man sieht, unsere
Kultur verlangt von den Naturvoelkern eine geistige Anstrengung von so
enormer Groesse, dass sie mit einem Male und von einer Generation gar
nicht ueberwunden werden kann. Waehrend aber nun die Europaeer immer
frischen Zuzug neuer Schaaren haben, die sie in ihren Bestrebungen
staerken, waehrend auch bei den Germanen auf die Stelle einer unterlegenen
Schaar eine andere trat, die das, was jene gewonnen hatten, uebernehmend
ausfuehrte, was noch nicht geleistet war, so fehlt es bei der geringen
Kopfzahl der Naturvoelker an solcher kraftgebenden und aushelfenden
Ersatzmannschaft, durch welche die Arbeit sich theilen, die Aneignung
sich leichter und allgemeiner vollziehen koennte. Daher wird der lebenden
Generation eine um so groessere und schwerere Aufgabe gestellt und es ist
schon deshalb klar, dass eine Generation, ja dass zwei, drei
Generationen ihr nicht genuegen koennen. Die Groesse der Aufgabe, die
enorme geistige Anstrengung selbst erschwert aber das gedeihliche
Weiterleben der Generationen durch den geistigen Druck so sehr, dass wir
auch hierauf mit allem Nachdruck hinweisen muessen. Und zweitens muessen
wir auch wieder betonen, dass der Hang zur Melancholie durch solche
Ueberanstrengung, wo in den meisten Faellen nur allzubald sich zeigt,
dass ein auch nur einigermassen befriedigendes Ziel kaum zu erreichen
ist, immer vergroessert wird, ja dass er
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