au Caroline lachend, beleidigtes Feingefuehl
erheuchelnd. Die andere liess sich jedoch gemuetlich auf dem einzigen
Rohrstuhl an der Tonbank nieder.
"Die? das glauben Sie gar nich", fuhr sie fort auszukramen. "Naechstens
isst sie auch nicht mehr vor Faulheit. Meinen Sie, sie stippt einen
Finger in Wasser? I bewahre, koennt ja nass sein".
"Wie man nur so sein mag", ging Frau Caroline auf die Unterhaltung ein.
"Wenn ich die Mutter waere".
"Die? die stellt nichts nich mit ihr auf".
"Der Herr sollte sie man mal ordentlich vornehmen". Die Wittfoth machte
eine bezeichnende Handbewegung.
"Dreimal auf'n Tag und duechtig", eiferte das Maedchen. "Aber Herrjeses!
ich vergess mir ja ganz. Na, das wird'n schoenen Segen geben. Sie hat so
keinen Guten heute".
Sie riss ihre Kartoffelkiepe an sich und stuerzte mit einem vertraulichen
"Schueuess Frau Wittfoth" fort, mit klirrendem Schlag die Thuer hinter sich
schliessend.
"Deernsvolk!" schalt die zusammenschreckende Frau hinterher.
II.
Frau Caroline Wittfoth war die Witwe eines kleinen Hafenbeamten, der ihr
ausser einer geringfuegigen Pension soviel hinterlassen hatte, dass sie die
Weiss- und hollaendische Warenhandlung von der erkrankten Besitzerin
kaufen konnte. Vier Jahre hatte sie seitdem das gut eingefuehrte Geschaeft
mit Glueck fortgesetzt und erweitert. Klug und unternehmend, hatte sie
sich bald in die neuen Verhaeltnisse hineingearbeitet. Sie wusste, was sie
wollte. Die Geschaeftsreisenden merkten, dass sie der kleinen hellaeugigen
Frau nichts aufschwaetzen konnten und respektierten ihre
Geschaeftstuechtigkeit.
Mehr Muehe und Verdriesslichkeiten hatten ihr im Anfang die jungen Maedchen
gemacht, deren sie zwei benoetigte, eine Verkaeuferin und eine Schneiderin
fuer die Anfertigung der Dienstmaedchenkostueme.
Sie hatte viel wechseln muessen. Die meistens ungebildeten,
anspruchsvollen Maedchen suchten der kleinen, in manchen Dingen selbst
noch unerfahrenen Frau durch freches Wesen zu imponieren. Aber Frau
Caroline Wittfoth liess sich nicht in ihrem eigenen Hause "kujonieren".
Sie hatte immer kurzen Prozess gemacht und, wenn noetig, alle acht Tage
gewechselt, bis sie schliesslich die brauchbaren Persoenlichkeiten
gefunden und sich in diesem taeglichen Kampfe gegen Widersetzlichkeit,
Unordnung und Traegheit soweit geschult und gestaehlt hatte, dass sie sich
fortan in Respekt zu setzen wusste.
Seit einem halben Jahr hatte sie ihre Nichte Therese Sass,
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