ss er ein
wenig schwankte. Er wischte sich mit dem Ruecken der linken Hand langsam
ueber die etwas niedrige braune Stirn und reckte die breiten Schultern.
Als sie ihm die ausgebesserte Krawatte zurueckgab griff er nach ihrer
Hand und legte den Arm um ihre Taille.
"Dat laten S' unnerwegs", rief sie, sich losreissend. "So wiet suend wi ja
woll noch nich".
Er versuchte noch einmal die hinter den hohen Lehnstuhl sich fluechtende
zu erhaschen.
"Nichts fuer ungut, Madammchen", lachte er dann, ablassend. "Spass muss
sind, sagt der Berliner".
"All wo's hin gehoert", sagte sie pikiert.
"Na, denn nich", brummte er gekraenkt und fragte, was er schuldig sei.
Aber sie wollte fuer die kleine Muehe nichts haben.
"Se foehrt mi mal ut", scherzte sie, wieder versoehnlich gestimmt.
"Na, dann besten Dank und froehlich Fest".
Er gab ihr die Hand, und sein kraeftiger Druck zwang ihr ein leises Au
ab.
Als er fort war, stand sie wie selbstvergessen mitten im Laden und rieb
noch immer mechanisch die Stelle, wo sich die roten Spuren seiner
kraeftigen Finger laengst verzogen hatten.
V.
Therese und Mimi waren spaet nach Hause gekommen, hatten die Vorwuerfe der
Tante unter Lachen und Schmeicheleien durch ein mitgebrachtes
Veilchenstraeusschen und eine Tafel Chocolade erstickt, beides von Hermann
gespendet, und waren schnell ins Bett gehuscht.
Beim Fruehkaffee des zweiten Festtages nun kramten sie ihre Geschichten
aus. Sie hatten sich "himmlisch" amuesiert, wie Mimi versicherte. Hermann
sei "zu nett" gewesen. Sie wusste, wie gerne die Wittfoth ihren Neffen
loben hoerte.
Nach einer Tasse Kaffee und einem Stueck Torte bei Homann, hatte man zu
Fuss den Weg nach Ludwigs Konzerthaus zuruecklegen muessen, da alle
Pferdebahnen infolge des schlechten Wetters ueberfuellt waren. Auch dort
hatte man nur mit Muehe Platz an einem Tisch in der Mitte des Saales
erwischen koennen. Die unfreundliche Witterung trieb die Vergnuegler
schnell von der Strasse in die Lokale, und auch der grosse Saal des
Ludwigschen Etablissements war bald ueberfuellt.
Froh des erlangten Sitzes, gab man sich um so empfaenglicher der Musik
des vortrefflichen Orchesters hin. Das Programm bot mit Ruecksicht auf
das Sonntagspublikum meist heitere Weisen, worunter natuerlich ein
Straussischer Walzer nicht fehlte, Mimis Universalmittel gegen jegliche
Art von Truebsinn und Verstimmung.
Wie immer zog das huebsche Maedchen die Blicke der naeher sitzenden
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