nden Geschaeftsruecksichten auf sich genommen hatte, und so sehr sie
durch vornehme Zurueckhaltung das fruehere Verhaeltnis in Vergessenheit zu
bringen bemueht war, so wenig schien er von der Naehe der Jugendfreundin
und deren jetzigen Vornehmheit geniert. Ja, er that, als haette er sie
garnicht mit auf der Rechnung. Der huebsche, von allen Weibern beachtete
junge Mann schien durchaus keinen grossen Abstand zu empfinden zwischen
einem Droschkenkutscher und der in einer Pension erzogenen Tochter
eines fuenffachen Hausbesitzers. Er gruesste sie, wie er ihre Anna,
das Dienstmaedchen, gruesste und die Kraemersfrau oder die Wittfoth und
andere Frauen und Maedchen aus den Geschaefts- und Wohnkellern der
Nachbarschaft, mit der gleichgiltigen ueberlegenen Herablassung eines
siegesueberdruessigen Don Juans.
Er war ihr gegenueber entschieden im Vorteil. Das aergerte sie.
Als es mit der Vornehmheit nicht gluecken wollte, suchte sie den
Unterschied ihrer Stellungen durch ein Herabsteigen aus ihrer Hoehe
auszugleichen.
Als auch hier der Erfolg ihren Erwartungen nicht entsprach, und ihm
Fraeulein Lulu Behn noch immer mit Stiene und Mine rangierte, erwachte
die gekraenkte Eitelkeit.
Aus diesem Kampf um seine Anerkennung erwuchs ihr Interesse fuer ihn zu
einer fast krankhaften Leidenschaft.
Fuhr er aus, er musste immer an ihrem Hause vorbei, war sie gewiss am
Fenster. Sie lauerte ihm foermlich auf.
Der junge Beuthien war begehrliche Blicke gewohnt. Er wusste bald, wie
er mit Fraeulein Lulu Behn daran war. Aber er hatte auch seinen Stolz.
Sie gefiehl ihm wohl. Er verstand sich auf Weiber. Aber sie war ihm
nicht mehr als hundert andere huebsche Maedchen auch.
Freilich, wenn er einmal mit ihr zu Tanz gehen koennte, wie mit der Anna,
er wuerde etwas darum geben. Es waere ihm ein Gaudium. Und dann sie stehen
lassen, wie jede andere Lise.
VII.
Frueher als sonst stellte sich der Fruehling ein. Dem spaeten, aber immer
noch winterlichen Ostern folgten warme Tage. Was an Straeuchern im Maerz
schon seine ersten vorsichtigen Taster ausgestreckt hatte, wagte sich im
April zuversichtlich heraus.
Ueberall ein Schwellen und Knospen. Gruener Hauch ueber Busch und Baum. Es
gab schon einzelne heisse Tage, an denen der Ueberzieher laestig wurde,
und man an die Sommergarderobe dachte.
Eine weiche, milde Luft wehte, und die Wittfoth oeffnete ihr die Thuer
ihres Kellergewoelbes. Mit der zunehmenden Waerme stand diese den gan
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