ur Tante,
die auch hier ihre Oberflaechlichkeit nicht verleugnete.
"Ach, ich glaub an gar nichts", erklaerte die Wittfoth einmal. "Mir
soll's auch einerlei sein. Sterben muessen wir alle, und von oben ist
noch keiner lebendig wieder runter gekommen".
Eine geheime Angst hatte die kleine Frau vor dem
Lebendig-begraben-werden. Wenn es irgend anginge, sollte man sie nach
ihrem Tode verbrennen, nur nicht "einpurren".
"Dann koennt Ihr meine Asche in alle Winde streuen. Dann seid Ihr mich
los", sagte sie. "An mein Grab kommt ja doch niemand, da ist es besser,
Ihr verbrennt mich gleich".
Vor der Kirchenthuer trafen Therese und ihre Tante auf Frau Behn mit
ihren Toechtern.
"Na, Frau Behn, auch'n bischen hier?" fragte die Wittfoth.
"Dat is ja nu mal de Dag dorto", meinte die Angeredete, die zum Aerger
ihrer vornehmen Aeltesten gerne platt sprach.
Fraeulein Lulu musterte mit laessigem Gruss die Toiletten der Tante und
Nichte.
"Dann beten Sie man recht", lachte die Wittfoth der Mutter zu, glaette
schnell die Falten ihres vergnuegten rundlichen Gesichts zu
andachtsvollem demuetigem Ausdruck und draengte sich mit dem allgemeinen
Strom durch den etwas engen Eingang in die freundliche, erst neu erbaute
Kirche.
Mimi Kruse huetete inzwischen den Laden. Ihr war die Kirche nichts als
ein Haus mit einem Turm. Seit ihrer Konfirmation hatte sie nur einmal
wieder eine Predigt gehoert, das heisst, eine solche in den Kauf genommen
zu dem Gesang des Kirchenchors, um dessen willen eine Freundin sie mit
in die Kirche "geschleppt" hatte. Denn der Kirchenchor war gerade Mode
geworden.
"Wenn das Herz man gut ist, das Beten thut's nicht", behauptete sie, und
entschlug sich im Vertrauen auf ihr gutes Herz aller christlichen
Uebungen.
Auch jetzt hatte sie statt des Gesangbuches den Generalanzeiger neben
sich auf dem Fensterbrett liegen und ueberflog den Roman im Feuilleton.
Ihre Gedanken weilten jedoch nur zur Haelfte bei der schnoede verlassenen
Graefin, die andere Haelfte gehoerte dem blauen Kleid, das sie am
Nachmittag anziehen wollte, und an dem noch allerlei kleine
Ausbesserungen und Aenderungen vorzunehmen waren.
Mimi wollte huebsch sein an Hermanns Seite, der mit seinem sonntaeglichen,
dunkelblauen Ueberzieher, dem weichen hellgrauen Filzhut, den
"Bismarckfarbenen" und der goldnen Brille immer so nobel aussah.
Wenn er nur nicht so langweilig sein wollte, so laestig durch seine
unaufhoerliche Kurmacherei. Am meisten z
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