r. Hiefuer sei ein Einzelzug vorangestellt aus der
aeltesten Aufzeichnung der Verenalegende vom J. 1005 in Pertz Mon. 6,
457. Unter den Guetern, die ein Mann zu seinem Seelenheile dem Zurzacher
Stifte abzutreten gelobt hatte, befand sich eine besonders werthvolle
Muehle. Als nun den Mann hinterher die gemachte Vergabung wieder reuete,
suchte er wenigstens noch etwas an ihr zu schmaelern und aenderte den Lauf
des Muehlebaches, indem er ihn auf seine Landstuecke zog. Allein ohne
fremdes Zuthun und ohne dass es vorher einen Tropfen geregnet hatte,
schwoll der Bach ploetzlich mit Macht an, riss dem Manne das Wohnhaus weg
und trat dann wieder in sein urspruengliches Bette zurueck. Nun kam Jener
eilends zum Altar der Heiligen und gab ihr alles treulich auf, was er
ihr so unklug hatte entfremden wollen.--Ebenso baendigt sie den Glaeubigen
zu lieb die verheerenden Stroeme. Beim Anschwellen der Gebirgswasser
stieg einst zur Zeit der Ernte der Rhein um Zurzach zu solcher Hoehe,
dass er alle Kornfluren ueberschwemmte. Man suchte Abhilfe durch Gebet
und Feldprozession, allein da durfte Niemand wagen, mit Kreuz und Fahne
den Fluthen zu nahen, die ueber die ganze Feldbreite hinstuerzten. Doch in
dem Augenblicke, als man zur Prozession auszog, trat der Rhein in sein
altes Bette zurueck, und schon in der Mittagssonne standen die Aehren
wieder schoen aufgerichtet und wohlbehalten da, die am Morgen bereits
entwurzelt schienen. Als eine Schnittermagd, vom Garbenbinden jenseits
des Rheines heimkehrend, auf der Ueberfahrt mit dem Weidling umschlug,
hielt Verena mit der einen Hand ihr den Mund zu und fuehrte sie mit der
andern wie durch ein Gewoelbe unter den Wellen weg ans Zurzacher Ufer.
Waehrend die Heilige noch bei Solothurn in jenem Felsenthale wohnte, das
nun in den reizenden Park der Verena-Einsiedelei umgewandelt ist, war
sie zweifacher Verfolgung ausgesetzt: in der Stadt durch den hier
gebietenden heidnischen Praefekten Hirtacus[6] und in ihrer Klause durch
den Teufel. Dieser schleuderte einen Felsen gegen ihre Wohnung, jenen
ungeheuern erratischen Block, der dorten oberhalb dem Dache der Zelle zu
sehen ist und die Krallen des Boesen eingedrueckt traegt. Eine friedlichere
Wohnstatt aufsuchend, nahm sie einen Muehlstein, der an der Solothurner
Aare zur Verladung lag, fuhr auf diesem den Fluss hinab durchs Aargau,
und landete auf einer Insel beim Fischerdorfe Koblenz, in dessen Naehe
die Aare in den Rhein muendet. In der Gegend wuetheten
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