sagt der Schwabe: das kommt durch den groben Beutel; der Franke: Mueller
und Becken schlagen sich mit Saecken; der Aargauer: sie putzed (die
Himmlischen fegen das Korn), sie ritered (sieben es), der Staub fluegt
(wie beim Worfeln des Ausdrusches), sie schuettid: schuetten die Frucht
auf, die in dichtem Strome aus der Worfelmuehle schiesst. Nach Kaerntner
Volksrede entsteht der Donner dadurch, dass unser Herrgott Getreide in
den Kasten schuettet. Wolf, Ztschr. f. Myth. 3, 30. Im Liede von der
Himmelsmuehle (Uhland, no. 344) knuepft Matthaeus die Kornsaecke auf, Lukas
laesst reiben, Marcus schroten u.s.w. Damit steht denn auch zusammen,
dass die Muehle im alten Rechte als Freistaette gilt und ein in diesem
befriedeten Ort begangner Frevel mit dem Tode bestraft wird. Der
Schwabenspiegel bestimmt: diu muele hat ouch bezzer reht danne ander
hiuser. swer in der muele stilet korn oder mel vier phenninge wert, dem
sol man hut unde har abslahen. ist ez vier schillinge wert, man sol in
henken. Und eben daher stand auch dem Muehlstein eine besondere
Rechtsanwendung zu, auf welche Grimm RA. 935 verwiesen hat. Es findet
sich nemlich in einem alten Liede folgende Pruefung erwaehnt ueber
Beschaffenheit und Abkunft eines noch ungebornen Kindes: Die Schwangere
steht am Ufer des Rheins, ein Muehlstein wird gerollt; faellt er rechts,
so traegt sie einen Knaben, links, ein Maedchen; geht er aber zu Grund, so
ists ein Metzenkind.--Der jungfraeulichen Verena Muehlstein aber ist ein
_schwimmender_; unter ihrer Obhut steht alle rechtlich erworbene Frucht:
die auf dem Felde, in der Muehle und im Mutterschosse. Bereits sind in
der histor. Zeitschrift Argovia 3, 15 die mehrfachen oertlichen Felsen
und erratischen Bloecke des Aargaus aufgezaehlt, welche den Namen
Kleinkindersteine und eine dem gemaesse Ortstradition an sich tragen.
Hier kommen nur die auf Verena bezueglichen in Betracht. Jener vorhin
erwaehnte Felsblock in der Solothurner Verena-Einsiedelei traegt ein ueber
Faustgroesse ausgerundetes Loch, das man fuer die Spuren der Hacke der
Ammenfrau ausgiebt, die hier den Bedarf an Kindern fuer die Stadt
heraushackt. Wolf, Ztschr. f. Myth. 4, 1. Dasselbe gilt gleichfalls in
dem eben genannten Dorfe Koblenz vom Kalchofen, einem ofenfoermig
gewoelbten, isolirten Kalkfelsen am dortigen linken Rheinufer. Derselbe
Glaube herscht im Schwabenlande, weil bis dahin der Verenacultus
kirchlich gereicht hatte. Eine Felshoehle beim Bergschlosse Teck auf der
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