ildet werden,
Brod und Wein ueberbringend. Bereits hat der spottlustige Nachbarscherz
sich dieses Zuges der Verenalegende zu seinen oertlichen Schwaenken
bedient. Er erzaehlt, wie einst das kleine Staedtchen Klingnau an der Aare
von einer Feuersbrunst so ganz zerstoert worden, dass auch saemmtliche
Kirchenglocken mitverbrannten und man sich mit einer irdenen behelfen
musste, deren Schall denn nicht weit reichte. Mit dieser musste man
laeuten, als die hl. Verena auf ihrer Reise nach Zurzach hier den Strom
herab gefahren kam. Kling au! rief man aergerlich zur stummen Glocke
empor, in der Hoffnung, die Heilige werde dem Tone folgen und hier ihr
Absteigequartier nehmen. Allein diese wusste voraus, wie hier das
taegliche Brod schmeckt, und fuhr ihres Weges weiter. Seitdem gilt der
Spottreim:
Wenig Brod und sure Wi:
ach Gott, wer moecht' au z'Klinglau si!
Die Aargau. Sagen no. 491 berichten ferner, als Dienstmagd eines
Priesters in Zurzach habe sich Verena die taegliche Nahrung abgebrochen,
um die benachbart wohnenden Siechen damit zu speisen. Darueber der
Entwendung verdaechtigt, tritt ihr der argwoehnische Priester ploetzlich in
den Weg und untersucht. Doch der Wein in ihrem Krueglein ist nun in
Lauge, und der mitgenommene Brodkipf in einen Kamm verwandelt, beides
als zur Reinigung der Aussaetzigen dienend. Daher kommt es, dass die
Bildsaeulen Verenas bald Waschkanne und Kamm, bald Weinkrug und Brodkipf
in der Hand haben. Das Krueglein der Heiligen ist, wie die aelteste
Aufzeichnung berichtet, urspruenglich steinern gewesen und hatte die Form
einer antiken Urne; seine Bestimmung musste damit nicht nothwendig die
des Wein- oder Waschnapfes sein, da auch das Trockengemaesse vor Alters
steinern war. Das Zuercher Frauenmuensterstift berief sich 10. Christm.
1282 auf einen in seinem Kloster aufbewahrten Stein, in welchem der
Klostergruender Koenig Ludwig das Mass eines _Kornviertels_ hatte aushauen
lassen. Geschichtsfreund 8, 19.
Hier ist Gelegenheit, eine Legenden-Parallele an der gleichfalls
unbeachteten Gestalt einer andern deutschen Gauheiligen aufzuzeigen. Es
ist dies die Kraichgauer und Tiroler Heilige Notburga, von deren Cultus
Schnezler, Bad. Sagb. 2, 587, und Zingerle, Tirol. Sitt. no, 964
berichten. Auch sie zaehmte wilde Stroeme, lehrte Acker- und Weinbau,
pflegte und speiste die Armen, verstand sich auf die Heilkunde, hat ihre
mehrfachen Grabkirchen und Taufbrunnen und lebt, wie die hl. Verena,
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