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volle Moeglichkeit, das Dasein zu geniessen. Sie hatten beide den
gleichen Ehrgeiz, eine Rolle zu spielen, und fanden ihre Rechnung. Ihm
half sein kalter, und ihr ihr leichter Sinn ueber das fort, was sich
allen Menschen einmal stoerend in den Weg stellt. Zu Streit und Scenen
kam es zwischen ihnen schon deshalb nicht, weil jeder den anderen
gewaehren liess. Auch bewahrte ihn sein Egoismus und sein kuehles
Temperament davor, eine gewisse Grenze jemals zu ueberschreiten, und
Adelgunde besass doch zu viel sittlichen Fond und soviel Erfahrung, um
sich nicht auf Abenteuerlichkeiten einzulassen, die ihren Ruf und ihres
Mannes gesellschaftliche Stellung gefaehrden konnten.
Knoops hatten ihre Tochter Margarete verloren. Nachdem Arthur noch am
Grabhuegel seiner Schwester gestanden, auch eine Aussoehnung zwischen
ihnen stattgefunden, waren sie auf ihr Gut in Holstein zurueckgekehrt.
Hier lebten sie mit Nachbarn, die zu ihnen passten. Unter dem Adel eine
Rolle zu spielen, hatte Herr von Knoop voellig aufgegeben. Er suchte sich
den Umgang von Personen, die, wie er jetzt, ganz in ihren Interessen fuer
die Landwirtschaft aufgingen, und deren einfacher Sinn zu seinem im
Grunde einfachen Naturell, und besonders zu der Richtung seiner Frau
passte.----
Unter den Briefen, die Alfred von Klamm eines morgens auf seinem Tisch
im Fruehstueckszimmer in der Stadtvilla vorfand, erregte ein Schreiben
seine und auch Ileisas Aufmerksamkeit im hohen Grade. Es lautete:
"Hochverehrter Herr von Klamm!
Ich liege seit elf Wochen bereits in Bethanien im Lazaret. Ich habe
einen Knochenfrass im Koerper, dessen Ende nur der Tod sein kann. Ich
bitte Sie flehentlich um Unterstuetzung! Vergessen Sie Vergangenes,
beruecksichtigen Sie, ich bitte, dagegen, dass ich indirekt mit Anlass
gewesen bin, dass Sie erreicht haben, was Sie heute--ein Gluecklicher
nach allen Richtungen--Ihr eigen nennen!
Und um dieser Thatsache und um der edlen Gesinnung willen, die Ihnen
eigen, wage ich, Ihnen diese Zeilen zu schreiben.
Der Edle verzeiht, wenn er sieht, dass sein Nebenmensch in Qualen
dahinsiecht. Sie sind ein solcher, und ich bin ein armer Elender!
Keiner hilft mir!
Mein Neffe Arthur hat mir auf alle meine vielen Briefe nicht
geantwortet! Mein reicher Bruder beruft sich auf einen endgueltigen
Verzichtschein, den ich ihm einst ausstellte. So habe ich niemanden
auf der Welt, als meinen einstigen groessten Feind! Er wird mic
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