biete. Uebrigens ist das nicht immer ein Zeichen von
unnatuerlichen Lastern, wenn Maenner Weiberkleider tragen; denn einmal
scheint manche aberglaeubische Vorstellung (eb. 113) damit verbunden zu
sein, in anderen Faellen war es wenigstens eine symbolische, wie z.B. die
Delawares von den Irokesen "zu Weibern gemacht", d.h., gezwungen wurden,
als sie gaenzlich besiegt waren, den Weiberrock anzuziehen (Waitz 3, 23.
b, 158) und auch bei den Chibchas in Neu-Granada Feiglinge mit einem
Weiberrock bekleidet wurden (4, 361). Bei den Illinois standen die so
gekleideten Maenner in besonderem Ansehen (3, 113) und ganz aehnlich war
es bei den noerdlichen Patagoniern (3, 506), wo die Zauberpriester, deren
einen jede Familie hatte, Weiberkleider trugen. Auch was Combes (Hist.
de las islas de Mindanao Madrid 1667 p. 55) erzaehlt, dass es bei den
Subanos auf Mindanao Maenner gaebe, welche unverheirathet blieben,
Weiberkleider truegen, aber geehrt waeren und keusch lebten, zugleich aber
auch physisch ein weibliches Aussehen haetten, werde hier als merkwuerdige
Parallele erwaehnt.
Den Cariben in Suedamerika wird von den aelteren spanischen
Schriftstellern gleichfalls der Vorwurf unnatuerlicher Lasterhaftigkeit
gemacht, doch hat Waitz 3, 383 Recht, wenn er auch diesen Vorwurf fuer
unrichtig haelt, "denn auf ihn pflegte hauptsaechlich der Anspruch
gegruendet zu werden, die Eingeborenen zu rechtmaessigen Sklaven zu
machen". Andere Schriftsteller laeugnen auch, dass hier solche Laster
vorgekommen seien; doch fanden sich Maenner in Weiberkleidern auch hier
(Oviedo bei Waitz 3, 383). Auch die Tupis in Brasilien lebten streng (3,
423); ebenso die Araukaner (3, 516). Hiermit stimmen auch alle
Nachrichten bei Azara; nur dass er den Weibern der Mbayas, bei denen
Polygamie erlaubt ist, mancherlei Ausschweifungen vorwirft (249-50).
Es ist nicht noethig, dies bei den Amerikanern weiter zu verfolgen; fuer
uns genuegt das Ergebniss, dass zwar mancherlei Ausschweifungen
namentlich in Nordamerika unter ihnen sich vorfanden, dass diese aber
keineswegs allgemein und bedeutend genug waren, um aus ihnen die
Verminderung der Kopfzahl dieser Voelker zu erklaeren. Dass aber, seit der
Bekanntschaft mit den Europaeern diese Ausschweifungen sehr zugenommen
haben, ist eine traurige Wahrheit.
Dem Trunk war man in Mittel- und Nordamerika nicht ergeben und ist es
verhaeltnissmaessig auch jetzt noch nicht. Allerdings kannte man in Mexiko
mehrere geistige Getraenke
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