Abgehen der
Personen, sehr wohl angemerkt. Auch ist ihm die Ungereimtheit der
sechsten Szene im dritten Akte nicht entgangen. "Orosman", sagt er,
"koemmt, Zairen in die Moschee abzuholen; Zaire weigert sich, ohne die
geringste Ursache von ihrer Weigerung anzufuehren; sie geht ab, und
Orosman bleibt als ein Laffe (als eenen lafhartigen) stehen. Ist das wohl
seiner Wuerde gemaess? Reimet sich das wohl mit seinem Charakter? Warum
dringt er nicht in Zairen, sich deutlicher zu erklaeren? Warum folgt er
ihr nicht in das Seraglio? Durfte er ihr nicht dahin folgen?"--Guter
Duim! wenn sich Zaire deutlicher erklaeret haette: wo haetten denn die
andern Akte sollen herkommen? Waere nicht die ganze Tragoedie darueber in
die Pilze gegangen?--Ganz recht! auch die zweite Szene des dritten Akts
ist ebenso abgeschmackt: Orosman koemmt wieder zu Zairen; Zaire geht
abermals, ohne die geringste naehere Erklaerung, ab, und Orosman, der gute
Schlucker (dien goeden hals), troestet sich desfalls in einer Monologe.
Aber, wie gesagt, die Verwickelung oder Ungewissheit musste doch bis zum
fuenften Aufzuge hinhalten; und wenn die ganze Katastrophe an einem Haare
haengt, so haengen mehr wichtige Dinge in der Welt an keinem staerkern.
Die letzterwaehnte Szene ist sonst diejenige, in welcher der Schauspieler,
der die Rolle des Orosman hat, seine feinste Kunst in alle dem
bescheidenen Glanze zeigen kann, in dem sie nur ein ebenso feiner Kenner
zu empfinden faehig ist. Er muss aus einer Gemuetsbewegung in die andere
uebergehen, und diesen Uebergang durch das stumme Spiel so natuerlich zu
machen wissen, dass der Zuschauer durchaus durch keinen Sprung, sondern
durch eine zwar schnelle, aber doch dabei merkliche Gradation mit
fortgerissen wird. Erst zeiget sich Orosman in aller seiner Grossmut,
willig und geneigt, Zairen zu vergeben, wann ihr Herz bereits eingenommen
sein sollte, falls sie nur aufrichtig genug ist, ihm laenger kein
Geheimnis davon zu machen. Indem erwacht seine Leidenschaft aufs neue,
und er fodert die Aufopferung seines Nebenbuhlers. Er wird zaertlich
genug, sie unter dieser Bedingung aller seiner Huld zu versichern. Doch
da Zaire auf ihrer Unschuld bestehet, wider die er so offenbar Beweise zu
haben glaubet, bemeistert sich seiner nach und nach der aeusserste Unwille.
Und so geht er von dem Stolze zur Zaertlichkeit, und von der Zaertlichkeit
zur Erbitterung ueber. Alles was Remond de Sainte-Albine in seinem
"Schauspieler"[3] hierbei beob
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