edrigung sein--aber er
wird mich verstehen, er wird fuehlen, dass er kein Recht mehr hat, seinem
stolzen Eigenwillen zu folgen, wenn ich mich so vor ihm beuge, wenn ich
mich so in seine Haende gebe."
Rasch faltete sie den geschriebenen Brief zusammen verschloss ihn in eine
Enveloppe und setzte die Adresse auf dieselbe.
"Es wird Licht werden," sagte sie dann, "ich werde den Brief zur Post
tragen, Niemand wird etwas davon erfahren und er wird sicher meiner
Bitte folgen."
Die bange Unruhe verschwand aus ihrem Gesicht, langsam entkleidete sie
sich, die Gedanken an den Geliebten begleiteten sie in ihren Schlummer
und gestalteten sich zu schoenen und lieblichen Traeumen kuenftigen
Glueckes.
* * * * *
Der Lieutenant von Buechenfeld hatte seit seiner Erklaerung mit Fraeulein
Cohnheim viel mit sich selbst gekaempft. Er war nach einer ziemlich
einsamen Jugend im stillen Hause seines Vaters bei seiner Anwesenheit in
Berlin zum ersten Mal in die groessern Kreise der Welt eingetreten, und
die Liebe zu dem jungen Maedchen hatte mit uebermaechtiger Kraft sein tief
empfindendes, in sich selbst zurueckgezogenes Herz erfuellt, ein ganz
neues Leben war ihm aufgegangen, und sein ganzes Wesen war durchdrungen
von dem tiefen Gefuehl, das ihn erfuellte. Die starren Begriffe von Ehre
und maennlicher Wuerde, welche die Erziehung seines Vaters in ihn gelegt,
kaempften gegen diese Liebe an, und sein Blut empoerte sich bei dem
Gedanken, dass man seiner Bewerbung um die Tochter des reichen
Commerzienraths materielle Motive unterlegen koennte, sein Stolz baeumte
sich auf, wenn er sich die Moeglichkeit dachte, dass er kalt und
hochmuethig zurueckgewiesen werden koennte, und selbst wenn es ihm gelingen
wuerde, seine Geliebte zu erringen, so schauderte er vor dem Gedanken
zurueck, seine Lebensstellung auf das Vermoegen seiner Frau zu begruenden.
Er hatte sich eine Zeit lang von seinen Gefuehlen hinreissen lassen, er
war dem jungen Maedchen naeher und naeher getreten, endlich aber hatte er
mit dem festen Entschluss sich von allen Illusionen zu trennen sich gegen
sie aussprechen wollen, um zugleich fuer immer von ihr Abschied zu
nehmen.
Da hatte sie in wunderbarer Offenheit ihm ihr Herz geoeffnet, er hatte
mit Entzuecken, aber fast auch mit Schrecken gesehen, dass seine Gefuehle
so stark und so warm erwiedert wuerden.
Im ersten Augenblick hatte der Glanz dieses Glueckes ihn geblendet, aber
am anderen Tage
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