das Zimmer verlassen hatte.
Die heitere und uebermuethige Weinlaune der Officiere war verschwunden,
sie Alle fuehlten, dass hier etwas Ernstes sich vollzogen habe, das
schwere Folgen nach sich ziehen muesse.
Sie brachen auf, der Lieutenant von Buechenfeld liess sich ruhig und ohne
weiter ein Wort zu sprechen nach einer herbeigeholten Droschke fuehren.
Zwei seiner Kameraden begleiteten ihn nach Hause und erzaehlten dem alten
Oberstlieutenant, dass sein Sohn in einer kleinen Gesellschaft ein wenig
von der allgemeinen Heiterkeit mit fortgerissen sei.
Der alte Herr laechelte ganz vergnuegt darueber und freute sich im Stillen,
dass die jugendliche Lebenslust bei seinem Sohne einmal den Sieg ueber
seine Neigung zu einsamem Gruebeln davon getragen habe.
Fuenftes Capitel.
Fraeulein Anna war in einem Sturm widersprechender Gefuehle nach Hause
zurueckgekehrt, sie hatte in das Verhaeltniss zu ihrem Geliebten Licht und
Klarheit bringen wollen, statt dessen war durch ein unglueckseliges und
verhaengnissvolles Zusammentreffen der Umstaende eine neue und noch groessere
Verwirrung entstanden.
Unmuthig warf sie ihren Hut von sich und riss hastig die Handschuhe von
den zitternden Haenden.
"Welch ein unglueckseliges Zusammentreffen," rief sie heftig, "ich haette
daran denken sollen. Aber wie ist es moeglich, dass er mich nicht einmal
anhoeren wollte. Einige Worte haetten Alles aufgeklaert. Es ist ja schon
ganz widersinnig, dass er von einer so eifersuechtigen Leidenschaft erfasst
werden kann, nachdem ich ihm gestern geschrieben."
Sie warf sich auf ihren Divan und blickte in rathloser Unschluessigkeit
zu der Decke des Zimmers empor. Sie zuernte sich selbst, sie zuernte ihrem
Geliebten, der so hart und ruecksichtslos ihr jede Erklaerung
abgeschnitten hatte, vor Allem aber zuernte sie dem Herrn von Rantow,
welcher so unberufen und stoerend in ihre Combinationen eingegriffen
hatte.
"Es ist unerhoert," rief sie, "wenn er mir zutrauen kann, dass ich mit dem
jungen Baron in irgend welchen Beziehungen staende--aber," fuhr sie fort,
"sein Charakter ist so misstrauisch, er ist so geneigt, Alles schwarz zu
sehen. Es ist unmoeglich, eine andere Erklaerung fuer sein Benehmen zu
finden. Was soll ich thun?--Ihm noch einmal schreiben?--Er wuerde mir
nicht glauben! Er wuerde nicht noch einmal zu mir kommen, nachdem er im
Stande gewesen, trotz meiner Bitte, trotz der Bekuemmerniss und der
Unruhe, die er in meinen Blicken hat les
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