es, meine Tochter
ist beleidigt,--oeffentlich beleidigt, verhoehnt im Restaurationszimmer
bei Borchard vor einer Menge von Officieren, vor verschiedenen
unbekannten Herren, welche die Geschichte natuerlich so schnell als
moeglich weiter tragen werden. Wie werden alle meine Feinde triumphiren,
welche mich schon so lange beneidet haben und gewiss so sehnlich
wuenschen, endlich einmal Gelegenheit zu finden, um sich an mir raechen zu
koennen."
"Was ist geschehen," fragte jetzt auch Fraeulein Anna ernst und dringend,
"wer hat mich beleidigt und wie? Ich muss es wissen."
"Wer?" sagte der Commerzienrath, "Du wirst ihn kaum kennen, ein ganz
unbedeutender, junger Officier von irgend einem Linienregiment, dem ich
die Ehre erwiesen habe, ihn in mein Haus einzuladen, eigentlich nur,
weil ich ihn bei meinem Freunde, dem Baron von Rantow, einmal begegnete,
ein kleiner Lieutenant von Buechenfeld."
Anna wurde bleich wie der Tod, ihre grossen Augen starrten mit entsetztem
Ausdruck auf ihren Vater. Sie stuetzte die Hand auf den Tisch, ihre ganze
Gestalt schwankte unsicher hin und her.
"Lieutenant von Buechenfeld," sprach sie leise mit fast tonloser Stimme,
waehrend ihre Mutter einen schnellen forschenden Blick auf sie warf,
indem ein leichtes hoehnisches Laecheln um ihren hochmuethig aufgeworfenen
Mund zuckte.
"Er war," sprach der Commerzienrath eifrig,--"Du musst es ja doch
wissen, damit Du danach Dein Benehmen einrichten kannst,--er war in
Gesellschaft mehrerer Officiere und schien mir schon, als ich in das
Zimmer trat und von Jenen unbemerkt in der Naehe an einem Tische Platz
nahm, um eine kleine Erfrischung zu mir zu nehmen, sehr aufgeregt,--die
Herren mochten wohl schon lange bei einander gesessen und viel getrunken
haben. Der junge Herr von Rantow kam ebenfalls zu ihnen, und es fielen
zwischen ihm und Herrn von Buechenfeld einige anzuegliche Redensarten von
Nebenbuhlerschaft, von einer Dame und so weiter, auf die ich nicht
besonders Acht gab. Der Lieutenant von Buechenfeld machte einige sehr
wegwerfende Bemerkungen ueber die fragliche Dame und sagte, er wuerde ihre
Liebe im Ecarte gegen einen Louisd'or versetzen. Die heitere
Gesellschaft griff diesen Gedanken auf, man brachte Karten, Herr von
Rantow, der ein vortrefflicher Cavalier ist, gab sich die groesste Muehe,
das Spiel zu verhindern und schien nur darauf einzugehen, um in der sehr
erregten Gesellschaft nicht noch groesseren Eclat herbeizufuehren. Herr von
Buechenfe
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