esehen habe. Jedermann, der das tropische oder subtropische
Amerika je besucht hat, kennt dieses wunderbare, bartflechtenaehnliche
Gewaechs, dessen zuweilen ueber sechs Fuss lange Schweife an den Spitzen der
Baumzweige aufgehaengt sind und in kuehleren Gegenden oft einen grauen
Schleier um die Krone bilden, der nur an wenigen Stellen vom gruenen Laube
durchbrochen ist (Taf. II). Aehnliche hoechst charakteristische, aber viel
weniger verbreitete Epiphyten sind Tillandsia circinalis und myosuroides,
atmosphaerische Kletterpflanzen Argentiniens, deren Blattspitzen sich um
duenne Baumaeste einrollen und auf diese Weise den langen Sprossen den
noethigen Halt geben (Taf. V).
Noch andere, wenn auch nicht alle Bromeliaceen der Epiphytengenossenschaft
sind fuer letztere charakteristisch, so die Mehrzahl der Tillandsien der
kleinen Antillen und Venezuelas. Es ist keine Rinde so glatt, dass eine
Colonie von Tillandsia-Arten (z. B. T. utriculata, flexuosa, recurvata,
pulchella) auf derselben nicht gedeihen koennte, sogar in trockener,
sonniger Lage, waehrend diese Gewaechse auf Felsen oder ueberhaupt auf nicht
pflanzlicher Unterlage sehr selten oder gar nicht vorkommen. In
auffallendster Weise zeigte sich mir einerseits die erstaunliche
Genuegsamkeit der Tillandsieen, andererseits ihre einseitige Anpassung in
den Llanos, am Fuss der Kuesten-Cordillere von Venezuela(17). Der Weg ging
viele Meilen lang durch duenne Waelder von Caesalpinieen und Mimoseen, die,
da es die trockene Jahreszeit war, beinahe oder ganz des Laubes entbehrten
und von einem saeulenartigen Cereus untermischt waren; das Gras unter den
Baeumen war vertrocknet, auf den Baumaesten dagegen prangte eine ueppige
Vegetation von Savannenepiphyten, die ganz frisch erschienen und
theilweise in Bluethe waren, so namentlich Tillandsia flexuosa,
T. compressa, T. pulchella, T. recurvata (auf Bergabhaengen vorherrschend),
stellenweise T. usneoides, Aechmea-Arten und untergeordnet Oncidium
Cebolleta, Jonopsis utricularioides (eine Orchidee mit fleischigen
Blaettern und aeusserst zarten, lilafarbigen Bluethen), Cereus triangularis,
seltener Macrochordium melananthum. Der Boden war haeufig felsig oder
steinig und trug dann haeufig einige der auf den Baeumen gedeihenden Arten:
Cereus triangularis, Macrochordium melananthum und das Oncidium. Nur ein
einziges Mal dagegen, in einer Felsspalte, fand ich ausser den erwaehnten
Gewaechsen einige Exemplare einer Tillandsia; dieselben waren
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