ise kommt es, dass in
tiefen Felsspalten ganz dieselben Pflanzen, wie auf gewoehnlichem Boden,
gedeihen, waehrend sich sonst epiphytisch wachsende Gewaechse an der
Steinoberflaeche, ganz aehnlich wie an der Baumrinde, ansiedeln; die Flora
der Felsen wuerde in den Tropen ein Mittelding zwischen der epiphytischen
und der terrestrischen darstellen, wenn sie nicht ausser diesen
Bestandtheilen noch eine Anzahl Arten enthielte, die durch den Kampf ums
Dasein von fruchtbareren Standorten ausgeschlossen werden, und denen der
Bau ihrer Samen und Fruechte auf Baeume ueberzugehen nicht gestattet.
5. Die in diesem und den vorigen Kapiteln ueber die Eigenthuemlichkeit der
Epiphyten, ueber die Beziehungen der Flora der Baumrinde zu derjenigen
anderer Substrate, berechtigen uns wohl unzweifelhaft, die Genossenschaft
der Epiphyten als eine der am besten charakterisirten zu bezeichnen. Die
Existenzbedingungen sind denjenigen, die auf Felsen herrschen, aehnlich,
daher manche Uebereinstimmung in den Anpassungen und mancher gegenseitige
Austausch. Die epiphytische Genossenschaft hat aber ein weit
eigenartigeres Gepraege als die rupestre, bedingt theils durch das starke
Zuruecktreten auf gewoehnlichem Boden wachsender Arten, theils durch die
Ausbildung extremer, in auffallendster Weise an den eigenthuemlichen
Lebensmodus angepasster Formen, wie z. B. Clusia rosea mit ihren
Greifwurzeln und Anthurium Huegelii mit den eigenthuemlichen Vorrichtungen
zum Aufsammeln und Verwerthen der von der Baumkrone herabfallenden
Naehrstoffe, Tillandsia circinalis mit ihren Greifblaettern, namentlich aber
Tillandsia usneoides, dieser im wahren Sinne des Wortes atmosphaerischen
Pflanze, die sich von den atmosphaerischen Niederschlaegen ernaehrt und deren
Zweige, durch den Wind oder Voegel von Baum zu Baum getragen, ohne
Unterbrechung ihre luftige Existenz fortsetzen. Es duerfte allerdings
vorkommen, dass die eine oder die andere dieser Charakterpflanzen unter
guenstigen Bedingungen auf dem Boden keime und sich weiter entwickele; fuer
Clusia rosea habe ich es selber constatirt. Die Anwesenheit von
Eigenthuemlichkeiten, die in engstem Zusammenhang mit der atmosphaerischen
Lebensweise zusammenhaengen, zeigt jedoch zur Genuege, dass man es in
solchen Faellen nur mit Fluechtlingen aus der Epiphytengenossenschaft zu
thun hat; so sieht die erwaehnte Clusia, wenn sie selbstaendig auf dem Boden
waechst, geradezu huelflos aus mit ihren frei in der Luft wachsenden oder
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