Blattschmuck von den Baeumen riss und zu Boden
warf und Schnee und Eis vor sich hin jagte ueber die erstarrende Flur, so
oeffnet es sich jetzt mit vollem Athemzug wieder den balsamischen
Fruehlingsgruss, und vorbei, vergessen liegt vergangenes Leid -- wie der
verwehte Sturm selber keine Spur mehr hinterliess und die schoensten Blumen
jetzt gerade an den Stellen bluehen, wo er am tollsten, rasendsten getobt.
Ein warmer erquickender Regen war die letzten Tage gefallen, und so gut er
dem Land gethan, hatte er doch die Bewohner des nahen Staedtchens in ihre
Haeuser und Strassen gebannt gehalten, von wo aus sie sehnsuechtig die nahen
gruenenden Berge theils, theils die dunklen Wolken betrachteten, die nicht
nachlassen wollten Segen auf die Fluren niederzutraeufeln. Heute aber hatte
sich das geaendert; voll und warm gluehte die Sonne am Himmelszelt und
hinaus stroemten sie in jubelnden Schaaren, hinaus in's Freie. Der "rothe
Drachen" vor allen anderen Plaetzen, der so reizend an der Oeffnung des
Thales lag und die Aussicht bot in das darunter liegende freie Land, hatte
dabei sein reichlich Theil erhalten der froehlichen Schaar, dass die Wirthin
mit ihren Kellnern und Maegden nicht Haende genug hatte zu schaffen und
herzurichten, und die Tische und Baenke im Garten draussen fast alle besetzt
waren rund herum von Schmausenden.
Der "rothe Drachen" sollte uebrigens, wie die Sage ging, seinen Namen von
einem wirklichen Drachen bekommen haben, der einmal vor vielen hundert
Jahren in der Schlucht weiter oben, die auch noch ebenfalls nach ihm die
Drachenschlucht hiess, gehaust und viele Menschen und Rinder verschlungen
hatte. Der Wirth des "rothen Drachen" nun, Thuegut Lobsich, dessen
Voreltern schon diesen Platz gehalten, behauptete dabei, Einer seiner
"Ahnen" habe den Drachen im Einzelkampf erlegt -- (die Gaeste meinten, mit
schlechtem Bier vergiftet) und dafuer von dem damals regierenden Fuersten
Platz und Wirtschaft als Gerechtsame, mit dem Schild als Wahrzeichen,
erhalten.
Wie dem auch sei, Thuegut Lobsich that wirklich gut auf dem Platz, der ihm
vortreffliche Nahrung bot, und befand sich so wohl, wie sich nur ein Wirth
in einer gut gelegenen Wirthschaft befinden kann. Seine Frau war aber
dabei der Nerv des Ganzen, in Kueche und Stall, in Keller und Haus, und
waehrend sich Vater Lobsich, wie er sich gern nennen liess, obgleich er noch
jung und ruestig war, am Liebsten zu seinen Gaesten irgendwo an einen Tisch
drueckte und "
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