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der Polizeidiener, "und mussten zu Hause gehn; ich bin eben abgeschickt zu
sehn, welchen von den andern Herren ich zuerst treffen koennte."
"Hm -- ist sehr amuesant," brummte Ledermann vor sich hin -- "kommt mir
gerade apropos. Bei wem ist es denn?"
"Bei Herrn Dollinger."
"Was? -- bei Kaufmann Dollinger?" rief der Actuar rasch und erstaunt -- "am
hellen Tag, waehrend er ausgefahren war?"
"Er ist, wenn ich nicht irre, eben zu Hause gekommen," berichtete der
Mann, und hat glaub' ich sein Pult geoeffnet, und eine bedeutende Summe
Geldes entwendet gefunden."
"Hm, hm, hm," sagte der Actuar kopfschuettelnd und seinen Rock dabei, den
er der Bequemlichkeit wegen aufgelassen hatte, zuknoepfend, "es wird immer
besser hier bei uns. Am hellen lichten Tage. Aber die ganze Stadt steckt
auch voll fremden Volkes, das sich natuerlich keine Gelegenheit
entschluepfen laesst Reisegeld zu bekommen."
"Es muss doch wohl Jemand gewesen sein der mit dem Hause genau bekannt
war," sagte der Polizeidiener -- "nach dem wenigstens, was ich bis jetzt
von den Dienstleuten darueber gehoert habe, kann's nicht gut anders sein."
"Nun wir werden ja sehn; da muss ich aber erst -- "
"Wenn sich der Herr Actuar nur eben an Ort und Stelle bemuehen wollen,"
sagte jedoch der Diener des Gerichts, "alles Noethige ist schon dorthin
geschafft und ich war eben nur fortgelaufen, einen der Herren zu suchen."
Der Actuar, dem Dienste natuerlich Folge leistend, seufzte tief auf und
schritt, im Geist wahrscheinlich des Empfangs gedenkend, der seiner
harrte, wenn seine Frau auf ihn mit dem Abendessen warten musste, rasch die
"Poststrasse" hinaufbiegend, dem gar nicht weit entfernten Dollinger'schen
Hause zu, dort den Thatbestand in Augenschein und zu Protokoll zu nehmen,
etwaige Spuren des Uebelthaeters zu entdecken und zu verfolgen, und die
Leute im Hause nach moeglichem Verdachte zu inquiriren.
* * * * *
Im Hause des reichen Kaufmanns Dollinger, in dem Alles sonst so still und
ruhig und wie am Schnuerchen zuging, wo Jeder seine angemessene und fest
bestimmte Beschaeftigung hatte, genau wusste was ihm oblag, und das that,
ohne eben viel Laerm darum zu machen, lief und rannte und sprach heute
alles durcheinander, und saemmtliche Bande der Ordnung schienen geloest.
Frau Dollinger vor allen Dingen lag in Kraempfen in ihrem Boudoir, und
beanspruchte die Huelfe ihrer beiden Toechter und der weiblichen Dienstboten
im Hau
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