doch der Vater selbst noch wie ein Junger. Wir haben doch nicht gewusst,
was es um so eine neunkoepfige Musikersfamilie ist, wie wir ihnen voriges
Jahr selbst unsere Wohnung angeboten haben in ihrer Wohnungsnot. Und
jetzt haben wir sie, und zu kuendigen braechtest du doch nicht uebers
Herz."
"Nein, nie! Aber du auch nicht."
"Dann sprich nur beizeiten mit deinem Schwager, dass er Bretter fuer neue
Boeden bereit haelt," sagte der Hausherr und die Frau ging hinaus, stand
bedenklich und sinnend vor der Treppe, wischte mit einem Tuch ueber die
Stufen, aber sie blieben doch abgetreten.
Die Vormittagsstunden waren endlich voruebergegangen, die kleine
vereinsamte Schwester stand am Fenster, sah die Strasse hinunter und
erkannte schon von weitem den Vater, der mit raschen Schritten auf das
Haus zukam. Bald darauf tauchten zwei Maedchengestalten auf, das waren
die Zwillingsschwestern, die elfjaehrigen, Marie und Anna, die der
Bequemlichkeit halber oft zusammen Marianne genannt wurden. So rief auch
Else jetzt der Mutter zu: "Der Vater ist schon im Haus und Marianne sehe
ich auch, aber sie stehen bei andern Maedchen und machen gar nicht voran.
Aber jetzt kommt der Frieder und dahinter die drei Grossen, jetzt muss ich
entgegen laufen."
Die Schwestern hatten sich den Bruedern zugesellt und so kamen sie alle
zugleich ins Haus herein, wo ihnen die Kleine laut lachend vor Vergnuegen
entgegenrief: "Alle sechs auf einmal!" Sie wollte zu Frieder, der zu
hinterst war, aber die Schwestern hatten sie schon an beiden Haenden
gefasst und alle draengten der Treppe zu, als die Tuere der untern Wohnung
aufging und Frau Hartwig herbeikam. Flugs zogen die Brueder ihre Muetzen,
denn die Ruecksicht auf die Hausleute war ihnen zur heiligen Pflicht
gemacht, und die ganze Schar stand seit dem letzten Umzug in dem
Bewusstsein, durchaus keine begehrenswerte Mietspartei zu sein.
So blieben sie auch alle stehen, als Frau Hartwig ihnen zurief: "Wartet
ein wenig, Kinder, ich muss euch etwas zeigen. Schaut einmal die Treppe
an, seht ihr, wie die Stufen in der Mitte abgetreten sind? Voriges Jahr
war davon noch keine Spur, wer hat das wohl getan?"
Eine peinliche Stille, lauter gesenkte Koepfe. "Das habt ihr getan," fuhr
die Hausfrau fort, "weil ihr mit euern genagelten Stiefeln hundertmal
auf und ab gesprungen seid. Wenn ihr nicht Acht gebt, dann richtet ihr
mir in _einem_ Jahr meine Treppe ganz zugrunde." Sie standen alle
betreten da, die Blicke auf
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