"Wer hat's getan?" hiess es nun. Die Frage ging von einem zum andern und
wurde zum Streit, aber Frieder kuemmerte sich nicht darum, er verwandte
keinen Blick von seiner Harmonika, er strich mit der Hand ueber sie, er
drueckte sie zaertlich an sich, er probierte noch einmal einen Zug, aber
er wusste es ja schon vorher, dass ihre Stimme erloschen war und nimmer
zum Leben zu erwecken.
Nach der Schule lief er all seinen Kameraden, die ihn teilnehmend oder
neugierig umgaben, davon, er mochte nichts hoeren und nichts sehen von
ihnen. Er trug seine Harmonika im Arm, lief durch die lange
Fruehlingsstrasse nach Hause, rief die Mutter und drueckte sich bitterlich
weinend an sie mit dem lauten Ausruf: "Sie ist tot!"
Eine ganze Woche schlich Frieder ruhelos im Hause umher wie ein
Heimatloser. Immer fehlte ihm etwas, oft sah er auf seine leeren Haende,
bewegte sie wie zum Ziehen der Harmonika und liess sie dann ganz
enttaeuscht sinken. Das bitterste an seinem Schmerz war aber die Reue. Er
selbst hatte ja seine Freundin den boesen Buben ausgeliefert. Haette er
sie in der Stille fuer sich behalten und nicht mit ihr Ruhm ernten
wollen, so waere sie noch lange am Leben geblieben. Dagegen half kein
Trost, nicht einmal die Vermutung der Geschwister, dass er vielleicht
eine neue Harmonika zu Weihnachten bekommen wuerde.
Aber etwas anderes half ganz unvermutet.
Es war wieder Sonntag, der _zweite_ Advent, und wieder standen die
Kinder beisammen, noch immer ratlos wegen eines Weihnachtsgeschenks fuer
die Eltern. Diesmal lief aber Frieder nicht weg, wie er vor acht Tagen
getan hatte, er konnte ja kein Adventlied mehr ueben, so zog ihn nichts
ab. Er hatte still zugehoert, wie allerlei Vorschlaege gemacht und wieder
verworfen wurden, nun mischte er sich auch ein: "Unten," sagte er, "auf
den Balken, da kann man sich alles ausdenken, aber da oben nicht."
"So geh du hinunter und denke dir etwas fuer mich aus," sagte eines der
Geschwister. "Fuer mich auch!" "Und fuer mich," hiess es nun von allen
Seiten. Er war gleich bereit dazu. Die Schwestern gaben ihm ihren grossen
Schal mit hinunter. Er ging auf das Plaetzchen, das er so gern mit seiner
Harmonika aufgesucht hatte. Es war kalt heute und er wickelte sich ganz
in das grosse Tuch, sass da allein, war vollstaendig erfuellt von seiner
Aufgabe, zweifelte auch gar nicht daran, dass er sie loesen wuerde. Auf der
Harmonika war ihm hier unten auch alles gelungen, was er versucht hatte.
Der klein
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