s der Kirche kommt. Die Predigt ist
herabgefallen, der Gesang verrauscht wie ein Platzregen auf seinen
Sonntagsrock, zu Hause zieht er diesen aus und haengt ihn mit allen
Worten und himmlischen Tropfen, die er nicht nachzaehlt, bis zum
kuenftigen Sonntag wieder an den Nagel. Frage: kann er die hochdeutsche
Predigt hochdeutsch durchdenken, spricht er mit Nachbaren, mit Frau und
Kindern hochdeutsch vom Inhalt derselben, ist er gewohnt und geuebt, ist
er nur im Stande, den religioesen Gedankengang in's Plattdeutsche zu
uebersetzen? Antwort: schwerlich. Frage: hat ihn die Predigt das Herz
erwaermt, den Verstand erleuchtet? Antwort ein Schweigen. Armer Bauer,
vor mir bist du sicher, ich lese dir darueber den Text nicht. Kannst du
etwas dafuer, dass der Kanzelton nicht die Grundsaite deines Lebens
beruehrt, dass jener Nerv, der von zart und jung auf gewohnt ist, die
Worte der Liebe, der Herzlichkeit, des Verstaendnisses in dein Inn'res
fortzupflanzen, nicht derselbe ist, der sich vom Klang der hochdeutschen
Sprache ruehren laesst. Wer auf der Gefuehlsleiter in deine Herzkammer
herabsteigen will, muss wollene Struempfe und hoelzerne Schuh anziehen, in
schwarzseidenen Struempfen dringt man nicht bis dahin. Wuesste man nur,
begriffe man nur, wie es in deinem einfaeltigen Kopf zusteht und dass die
hochdeutschen Woerter und die plattdeutschen Woerter, die du darin hast
sich gar nicht gut mit einander vertragen, sich nicht verstehn und sich
im Grund des Herzens fremd, ja feind sind. Die plattdeutschen Woerter
sind deine Kinder, deine Nachbaren, dein alter Vater, deine selige
Mutter, die hochdeutschen sind der Schulmeister, der Herr Pastor, der
Herr Amtmann, vornehme Gaeste, die dir allzuviel Ehre erweisen, in deinem
schlechten Hause vorzukehren, mit dir vorlieb zu nehmen, Woerter in der
Perruecke, in schwarzem Mantel, welche deine und deiner plattdeutschen
Wort Familie Behaglichkeit stoeren, dich in deiner Luft beeintraechtigen,
dir bald von Abgaben, bald von Tod und juengsten Gericht vorsprechen,
Grablieder ueber deinen Sarg singen werden, ohne sich ueber deine Wiege
gebueckt und _Eia im Suse_ und andere Wiegenlieder gesungen zu haben.
Armer Bauer, ich habe dich immer in Schutz genommen und diese Schrift,
obgleich du sie nicht lesen wirst, ist eigentlich nur fuer dich und zu
deinem Heil und Besten geschrieben. Viele Leute aus der Stadt klagen
dich an, dass du trotz deiner Einfalt verschmizt bist, trotz deiner
Rohheit nicht weniger a
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