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o kommt es her? Wo geht es hin? Es gibt Ausnahmen, wie sollte es nicht. Aber ich spreche, wie immer in dieser Schrift, vom grossen Haufen, und der ist auf unsern Universitaeten noch immer der alte Stamm und das Plattdeutsche seine hartnaeckigste Wurzel. Es hat fast den Anschein, als muesste der Bauer erst mit gutem Beispiel vorangehn und die Sprache der Bildung gegen den Dialekt der Rohheit eintauschen, ehe der Student sich dazu entschliesst. Wie noethig thaete es Manchem, um auch nur den aeussern Schein seines Standes im Gespraech und Umgang mit Gebildeten zu retten. Ich schaeme mich's zu sagen, welche Erfahrungen ich gemacht habe. Wie noethig aber thut es Jedem, sich unablaessig in einer Sprache zu bewegen, die ihm erst zu der Herrschaft ueber sein Wissen verhelfen soll; wie noethig Jedem, sich einer Sprache zu entschlagen, welche diese Herrschaft missgoennt und streitig macht, welche wie das lichtlose dumpfe Chaos dicht hinter seiner aufzubauenden Welt lauert. Ohnehin fordert die hochdeutsche Sprache Uebung, viel Uebung. Sie faellt Einem nicht so in den Mund, wie dem Franzosen das franzoesische. Das Talent sich fertig und gelaeufig auszudruecken, ist immer noch ein selteneres, am seltensten in Nord-Deutschland. Sprache und Gedanke, Sprache und Gelehrsamkeit stehen haeufig im ungeheuersten Missverhaeltniss. Fern sei es von mir, den blossen Fluss der Worte, die Geschwaetzigkeit als eine Tugend zu preisen. Aber diese Wortangst, diese Wortplage, die so viele Sprechende befaellt, dieses Stottern, Ringen, Raedern und Braechen, das am Ende oft doch nur etwas Verschrobenes oder Triviales zu Tage foerdert, das alles deutet bei unsern Gelehrten auf eine klaegliche Unangemessenheit zwischen todtem Studiren und lebendigem Umtausch hin. Von dieser Seite betrachtet zeigt sich der geruegte Uebelstand auf norddeutschen Universitaeten im haesslichsten Licht. Der tuechtigste Kopf kann sich kaum vor der Masse des Fertigen, Vorgedachten, Positiven erwehren, das so regelmaessig wie der Rinnenguss einer Wassermuehle Tag fuer Tag auf ihn eindringt. Es gehoeren elastische Denkfibern, glueckliches Gedaechtniss (auch glueckliches Vergessen) und vor allem Freundesgespraeche dazu, um die ewige Nothwehr mit Erfolg fortzusetzen und das heiligste Gut der Persoenlichkeit, das Stoffbeherrschende, selbstbewusste, selbstdenkende Ich siegreich davonzutragen. Vor allem Freundesgespraeche, sage ich. Einsames Lernen, stilles Sammeln, Betrachten
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