ahre alt wird, so muss man ein sehr ernsthaftes und langweiliges Gesicht
dazu machen.
Kann man nicht heiter, gesellig, witzig, selbst wenn Lust und Laune
danach, derb und spasshaft im Element des Hochdeutschen sein. Ist die
Sprache unserer Bauern humoristischer als die Sprache Abrahams a Sancta
Clara, Lichtenberg, Jean Pauls. O ich kenne die niedersaechsischen Witze,
sie stehen alle in einem kleinen grobloeschpapiernen Buch mit feinen
Holzschnitten, das jaehrlich in diesem Jahre gedruckt wird. Es tritt
darin auf "der Ruebezahl der Lueneburger Haide," der Repraesentant des
niedersaechsischen Volkshumors, der geniale Till und ruelpst auf die
anmuthigste Weise lauter Witze vor sich hin, die aus einer Zeit stammen,
wo das Volk nur den groben Wanst, dagegen die Ritterschaft den Arm, die
Geistlichkeit den Kopf des Staatsungeheuers repraesentirte.
Oder was zieht ihr vor an der plattdeutschen Sprache? Ich weiss die
Antwort nur zu gut, "sie macht uns Spass[7]; sie ist uns gemuethlich."
Chorus von Goettingen, Rostock, Greifswalde, Kiel, sie macht uns Spass,
sie ist uns gemuethlich, es wird uns wohl dabei! Auch in Jena,
Heidelberg, Berlin, Bonn, wohin wir kommen und wo unserer zwei bis drei
beisammen sind, da ist sie mitten unter uns. Sie gehoert mit zum Wesen
der norddeutschen Landsmannschaft und das waere kein braver Holsat oder
Meklenburger, oder Oldenburger, der nicht wenigstens drei Plattitueden am
Leibe haette, plattes (Muetze) auf dem Kopf, plattes (Mappe) unter'm Arm
und das liebe Platt im Munde.
O Jugend, akademische, Bluethe der Norddeutschen, sei nicht so duftlos.
Dufte etwas nach dem Geist der Alten--ich meine nicht deiner
eigenen--bethaue deine Bluethen und Blaetter mit etwas Nass aus der
Hippokrene, durchdringe sie mit etwas Oel aus der Lampe der Philosophie,
empfinde, fuehle wenigstens nur die heisse Thraene des Unmuts und des
Schmerzes, die der Genius deines Vaterlands auf dich herabtraeufelt.
O Jugend, akademische, ihm ist uebel, wenn dir wohl ist. Mephistopheles
freilich lacht und spoettelt dazu und wenn er dich in Auerbachs Keller
platt und wohlbehaglich sitzen sieht so ruft er seinem Begleiter zu:
Da siehst du nun, wie leicht sich es leben laesst?
Dem Voelkchen da wird jeder Tag zum Fest.
Wie hat sich seit den Tagen des Faustus die Welt veraendert, was ist
nicht alles in den letzten 30, in den letzten 13, in den letzten 3
Jahren geschehen und dieses Voelkchen ist noch immer das alte geblieben?
W
|