glueckselige,
stupide Worte, wie viele beabsichtigte Wohlthaten macht ihr taeglich
scheitern, habt ihr scheitern gemacht. Unseliger Geist der Traegheit, der
hier mit der Sprache Hand in Hand hinschlentert, mit dieser vereint,
durch diese gestaerkt allem Neuen und Bewegenden Feindschaft erklaert.
Wann erlebt der Menschenfreund, dass dieses unsaubere Paar geschieden
wird. Wann erscheint die Zeit, wo diese Eselsbruecke zwischen Gestern und
Vorgestern abgebrochen wird, wo die einzig; moegliche Verbindungsstrasse
zwischen der heutigen Civilisation und dem norddeutschen Bauer, die
hochdeutsche Sprache, diesem wahrhaft zugaenglich gemacht wird? Aermster,
ich klage dich ja nicht an, ich bedaure dich ja nur.
Oder muss es so sein, muss der deutsche Bauer ein Klotz, ich sage ein
Klotz bleiben. Ist es sein ewiges Schicksal nur die Plage des Lebens und
nicht dessen Wohlthaten zu geniessen? Wird sich nicht einmal seine
enggefurchte Stirn menschlich erheitern, ist es unvereinbar mit seinem
Stande, seinem Loose, gebildeter Mensch zu sein, mit gebildeten Menschen
auf gleichem Fuss zu leben, sich nicht allein mit Spaten und Pflug,
sondern auch mit Kopf und Herzen zu beschaeftigen?
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Das sind sehr exotische Ideen in Niedersachsen! Ich weiss, ich weiss. Ich
will sie aber aussprechen, ich will sie vertheidigen, ich will das
Meinige dazu thun, dass _einheimische_ Ideen, Fragen und Wuensche daraus
werden. Lange genug ist die Bildung ein ausschliessliches Vorrecht
einiger Menschen, gewisser Staende gewesen. Das muss aufhoeren, gebildet
sollen alle Menschen sein, gelehrt wer will. Volksbildung, und nicht
bloss wie bisher Volksunterricht, soll und wird das Ideal, das
Feldgeschrei der Zeit werden. Unsere Gelehrten, unsere Beamte, unsere
guten Koepfe unter den Schriftstellern werden ihren Hochmuth fahren
lassen, sich des Volkes erbarmen, und sich einmal erinnern, dass sie
selber in der Mehrzahl aus dem Volke stammen. Noch im vorigen
Jahrhundert gab sich so ein Gelehrter, Philosoph, Dichter, der
vielleicht aus dem dunkelsten Stande geboren war, die laecherliche Miene,
als ob er unmittelbar aus dem Haupt des Gottes der Goetter entsprungen
sei und den Olymp besser kenne, als das Haus der armen Frau: die ihn mit
Schmerzen geboren und mit Thraenen, Sorgen und Entbehrungen gross gezogen
hatte. Kein Dichter stuermte seinen Schmerz und Unmuth ueber die
Erniedrigung des Volks in die Saiten, kein Gelehrter schaemt
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