der Hauptsatz
einzuraeumen, mancherlei alte Sitte geht durch den Gebrauch der
plattdeutschen Sprache auf die Glieder der Familie ueber,
und--_Folgesatz_--wird ihnen zeitlebens etwas ausdruecken oder anhaengen,
was sich nicht wol mit ihrer sonstigen Bildung vereinigen, sich nicht
fuer die Zeit und heutige Gesellschaft schicken will--das aber--_Nach-
und Beisatz_--den Umgang mit dem Volk, das Einwirken auf das Volk zu
erleichtern geeignet sein mag.
Letzteres betrachte ich in der That fuer sein unwichtiges Moment. Man
sieht hier den Gebrauch der plattdeutschen Sprache in Prediger- und
Beamtenfamilien unter seinen natuerlichsten und vortheilhaftesten
Gesichtspunkt gestellt. Diese Familien, meistens selbst vom Lande und
auf dem Lande besitzen und erregen nicht selten das Vertrauen des
Landmanns und wie es andere Familien zum Beispiel in der Stadt giebt, in
deren Mitte er sich fuer verrathen und verkauft halten wuerde, so trift er
in jenen gleichsam naehere und entfernte Anverwandte und sieht in deren
haeuslichem Leben wie in einen Spiegel, worin sein eigenes mit
verschoenerten Zuegen ihm vertraulich entgegentritt.
Doch ist keiner geringen Anzahl von diesen Familien die hoechst dringende
Warnung zu ertheilen, vor dem allmaehligen herabsinken auf die baeuerliche
Stufe der Kultur auf der Hut zu sein. Da sich im Plattdeutschen einmal
nichts Gescheutes sprechen laesst, so nimmt die plattdeutsche
Gemuetlichkeit nur zu leicht den Charakter der Traegheit an. Das Beduerfniss
bedeutenderer Conversationen, zarterer Beruehrungen, die nur in einer
gebildeten Sprache moeglich sind, regt sich immer schwaecher, die einfache
Sitte verwandelt sich in rohe, das Herzliche ins Laeppische, das Gerade
in's Plumpe, das Derbe in's Ungeschlachte und es tritt nur zu oft jener
traurige Rueckschritt der Civilisation ein, den man Verbauerung nennt.
Damit ist dem Bauer auch nicht geholfen, der Familie, den Kindern noch
weniger.
Wer sich also in seiner Neigung und Vorliebe fuer das Plattdeutsche im
Haeuslichen auf einen Heros der deutschen Literatur wie Johann Heinrich
Voss oder einen Pfarrer, wie Klaus Harms zu berufen gedenkt, der thut
wohl, sich zuvoerderst die Fragen vorzulegen: bist du des Umschwungs
deines geistigen Raederwerks auch so gewiss und sicher, wie jene, laeufst
du keine Gefahr, dich fuer die Wissenschaft abzustumpfen, die Bewegung
der Zeit aus dem Auge zu verlieren; darfst du nicht befuerchten, dich und
deine Familie an den Bettelsta
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