"das wollen wir."
"Ich glaube euch," fuhr der Alte fort, "glaube eurem blossen Wort. Nicht um
euch fester zu binden, - denn was baende den Falschen? - sondern weil ich
treu hange an altem Brauch und weil besser gedeiht, was geschieht nach
Sitte der Vaeter - folget mir."
Zweites Kapitel.
Mit diesen Worten nahm er die Fackel von der Saeule und schritt quer durch
den Innenraum, die Cella des Tempels, vorueber an dem zerfallenen
Hauptaltar, vorbei an den Postamenten der lang herabgestuerzten
Goetterbilder nach der Hinterseite des Gebaeudes, dem Posticum. Schweigend
folgten die Geladenen dem Alten, der sie ueber die Stufen hinunter ins
Freie fuehrte.
Nach einigen Schritten standen sie unter einer uralten Steineiche, deren
maechtiges Geaest wie ein Dach Sturm und Regen abhielt. Unter diesem Baum
bot sich ihnen ein seltsamer Anblick, der aber die gotischen Maenner sofort
an eine alte Sitte aus dem grauen Heidentum, aus der fernen nordischen
Heimat gemahnte. Unter der Eiche war ein Streifen des dichten Rasens
aufgeschlitzt, nur einen Fuss breit, aber mehrere Ellen lang, die beiden
Enden des Streifens hafteten noch locker am Grunde: in der Mitte war der
Rasenguertel auf drei ungleich in die Erde gerammte hohe Speere
emporgespreizt, in der Mitte von dem laengsten Speer gestuetzt, so dass die
Vorrichtung ein Dreieck bildete, unter dessen Dach zwischen den
Speersaeulen mehrere Maenner bequem stehen konnten. In der so gewonnenen
Erdritze stand ein eherner Kessel, mit Wasser gefuellt, daneben lag ein
spitzes und scharfes Schlachtmesser, uralt: das Heft vom Horn des
Auerstiers, die Klinge von Feuerstein. Der Greis trat nun heran, stiess die
Fackel dicht neben dem Kessel in die Erde, stieg dann, mit dem rechten Fuss
vorauf, in die Grube, wandte sich gegen Osten und neigte das Haupt: dann
winkte er die Freunde zu sich, mit dem Finger am Mund ihnen Schweigen
bedeutend. Lautlos traten die Maenner in die Rinne und stellten sich,
Witichis und Teja zu seiner Linken, die beiden Brueder zu seiner Rechten
und alle fuenf reichten sich die Haende zu einer feierlichen Kette. Dann
liess der Alte Witichis und Hildebad, die ihm zunaechst standen, los und
kniete nieder. Zuerst raffte er eine Hand voll der schwarzen Walderde auf
und warf sie ueber die linke Schulter. Dann griff er mit der andern Hand in
den Kessel und sprengte das Wasser rechts hinter sich. Darauf blies er in
die wehende Nachtluft, die sausen
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