.) Waren auch der Architekt
und der Plastiker verschiedene Personen, so ist doch die Komposition, die
nur dem ersteren angehoeren kann, ganz einheitlich. Um den verlangten
Reichtum voll entwickeln zu koennen, ist das Gewaende sehr tief angelegt: 9
Rueckspruenge mit 5 Sll. und 4 Pfosten, entsprechend die Zahl der
Bogenlaeufe(3) und der Kaempfer so angelegt, dass es im Gr. eine regelmaessige
Zickzacklinie von gleicher Seitenlaenge bildet. (So schon an dem uebrigens
nuechternen Naumburger Hauptportal.) Der entscheidende Unterschied
gegenueber dem franz.-got. Schema liegt darin, dass die Statuen (dort in
dichter Reihung) mit den Sll. wechseln und dass sie, was fuer das
statuarische Motiv eine freiere Darstellung ergibt, nicht mit Sll.
verwachsen sind, sondern an den ausgemachten Kanten der Pfosten stehen.
Ganz franzoesisch (in Bamberg unbekannt) ist die alternierende Besetzung
der Archivolten mit Statuetten. Auch das gegenstaendliche Programm ist
franzoesisch; es draengt in ein einziges Portal zusammen, was an
franzoesischen Kathedralen meist auf drei verteilt wurde. -- Im Mittelpunkt
der ganzen Komposition steht das Tuerbogenfeld mit der Anbetung der drei
Koenige -- Mariens hoechster Ehrentag im irdischen Stande. Darueber, in der
ersten Archivolte, ihre Kroenung im Himmel; von ihr, wie von Christus,
werden nur Kopf und Schultern sichtbar; in ganzer Figur die Engel. Die
uebrigen drei Archivolten tragen Bestandteile des Juengsten Gerichts; die
aeusserste die Auferstehung des Fleisches, in den kleinen Figuren ein
merkwuerdiger Reichtum an Bewegungsmotiven und eine sehr achtbare
Wiedergabe des Nackten; die mittleren Apostel, Evangelisten, Abraham, der
die Seelen in Empfang nimmt, die Taube des H. Geistes. Unter den Gestalten
am Gewaende erkennt man sicher links Daniel, die Koenigin von Saba, Salomo,
Johannes d. T., rechts Aaron und David; neben ihm die Ecclesia. -- Aus
derselben Schule des 13. Jh. haben sich noch einige andere Werke, sehr
verstuemmelt, aber doch mit Spuren hohen Wertes, erhalten: zwei kleine
_Bogenfelder_ und eine _Hochrelief-Platte_, aus den Umrissen Moses und die
eherne Schlange erkennbar, sicher zu einer Kanzel gehoerig (vgl.
Wechselburg), jetzt im Albert-Museum. [Auf dem zerstoerten rom. _Lettner_,
der, nach Fragmenten zu urteilen, aehnlich dem Wechselburger aufgebaut war,
stand die jetzt im Dresdener Altertums-Verein aufbewahrte _Kolossalgruppe_
der Kreuzigung, aus Eichenholz geschnitzt, die Figuren 2,2 m h.
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