ent."
"Ja, ein unglaublich begabter Kerl."
"Kennst du ihn?"
"Ein wenig. Er wird Karriere machen, das ist sicher. Er war schon
zweimal beim Regenten zur Tafel..."
Das letzte sprachen sie, waehrend sie anfingen, voneinander Abschied zu
nehmen.
"Sieht man dich heute abend im Theater?" fragte der eine. "Der
dramatische Verein gibt Macchiavelli's 'Mandragola' zum besten."
"Oh, bravo. Davon kann man sich Spass versprechen. Ich hatte vor, ins
Kuenstlervariete zu gehen, aber es ist wahrscheinlich, dass ich den
wackeren Nicolo schliesslich vorziehe. Auf Wiedersehen..."
Sie trennten sich, traten zurueck und gingen nach rechts und links
auseinander. Neue Leute rueckten an ihre Stelle und betrachteten das
erfolgreiche Bild. Aber Hieronymus stand unbeweglich an seinem Platze;
er stand mit vorgestrecktem Kopfe, und man sah, wie seine Haende, mit
denen er auf der Brust seinen Mantel von innen zusammenhielt, sich
krampfhaft ballten. Seine Brauen waren nicht mehr mit jenem kuehl und
ein wenig gehaessig erstaunten Ausdruck emporgezogen, sie hatten sich
gesenkt und verfinstert, seine Wangen, von der schwarzen Kapuze halb
bedeckt, schienen tiefer ausgehoehlt als vordem, und seine dicken
Lippen waren ganz bleich. Langsam neigte sein Kopf sich tiefer und
tiefer, so dass er schliesslich seine Augen ganz von unten herauf starr
auf das Kunstwerk gerichtet hielt. Die Fluegel seiner grossen Nase
bebten.
In dieser Haltung verblieb er wohl eine Viertelstunde. Die Leute um
ihn her loesten sich ab, er aber wich nicht vom Platze. Endlich drehte
er sich langsam, langsam auf den Fussballen herum und ging fort.
3
Aber das Bild der Madonna ging mit ihm. Immerdar, mochte er nun in
seinem engen und harten Kaemmerlein weilen oder in den kuehlen Kirchen
knieen, stand es vor seiner empoerten Seele, mit schwuelen, umraenderten
Augen, mit raetselhaft laechelnden Lippen, entbloesst und schoen. Und kein
Gebet vermochte es zu verscheuchen.
In der dritten Nacht aber geschah es, dass ein Befehl und Ruf aus der
Hoehe an Hieronymus erging, einzuschreiten und seine Stimme zu erheben
gegen leichtherzige Ruchlosigkeit und frechen Schoenheitsduenkel.
Vergebens wendete er, Mosen gleich, seine bloede Zunge vor;
Gottes Wille blieb unerschuetterlich und verlangte laut von seiner
Zaghaftigkeit diesen Opfergang unter die lachenden Feinde.
Da machte er sich auf am Vormittage und ging, weil Gott es wollte,
den Weg zur Kunsthandlung, zum grossen Scho
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