unreif und zart gegliedert,
ihre Haendchen in koketter Keuschheit auf der Brust kreuzte, hielt er
am Kopfe erfasst und musterte sie eingehend, indem er sie langsam um
sich selbst drehte.
Herr Bluethenzweig, ein Mann mit kurzem braunen Vollbart und blanken
Augen von ebenderselben Farbe, bewegte sich haendereibend um ihn herum,
indem er das kleine Maedchen mit allen Vokabeln pries, deren er habhaft
werden konnte.
"Hundertfuenfzig Mark, Sir", sagte er auf englisch; "Muenchener Kunst,
Sir. Sehr lieblich in der Tat. Voller Reiz, wissen Sie. Es ist
die Grazie selbst, Sir. Wirklich aeusserst huebsch, niedlich und
bewunderungswuerdig." Hierauf fiel ihm noch etwas ein und er sagte:
"Hoechst anziehend und verlockend." Dann fing er wieder von vorne an.
Seine Nase lag ein wenig platt auf der Oberlippe, so dass er bestaendig
in einem leicht fauchenden Geraeusch in seinen Schnurrbart schnueffelte.
Manchmal naeherte er sich dabei dem Kaeufer in gebueckter Haltung, als
beroeche er ihn. Als Hieronymus eintrat, untersuchte Herr Bluethenzweig
ihn fluechtig in eben dieser Weise, widmete sich aber alsbald wieder
dem Englaender.
Die vornehme Dame hatte ihre Wahl getroffen und verliess den Laden. Ein
neuer Herr trat ein. Herr Bluethenzweig beroch ihn kurz, als wollte er
so den Grad seiner Kauffaehigkeit erkunden, und ueberliess es der jungen
Buchhalterin, ihn zu bedienen. Der Herr erstand nur eine Fayencebueste
Piero's, Sohn des praechtigen Medici, und entfernte sich wieder.
Auch der Englaender begann nun aufzubrechen. Er hatte sich das kleine
Maedchen zu eigen gemacht und ging unter den Verbeugungen Herrn
Bluethenzweigs. Dann wandte sich der Kunsthaendler zu Hieronymus und
stellte sich vor ihn hin.
"Sie wuenschen..." fragte er ohne viel Demut.
Hieronymus hielt seinen Mantel von innen mit beiden Haenden zusammen
und blickte Herrn Bluethenzweig fast ohne mit der Wimper zu zucken ins
Gesicht. Er trennte langsam seine dicken Lippen und sagte:
"Ich komme zu Ihnen wegen des Bildes in jenem Fenster dort, der
grossen Photographie, der Madonna."--Seine Stimme war belegt und
modulationslos.
"Jawohl, ganz recht", sagte Herr Bluethenzweig lebhaft und begann,
sich die Haende zu reiben: "Siebenzig Mark im Rahmen, mein Herr. Es ist
unveraenderlich ... eine erstklassige Reproduktion. Hoechst anziehend
und reizvoll."
Hieronymus schwieg. Er neigte seinen Kopf in der Kapuze und sank ein
wenig in sich zusammen, waehrend der Kunsthaendler s
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