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n einige Rechtlichkeit und buergerliche Verbindung eingetreten war, Amt und Ehren trug, Weib und Kinder besass, nun war er erschoepft und fertig. Versagen und verzagen--das war's, was uebrigblieb. Er stoehnte, presste die Haende vor die Augen und ging wie gehetzt durch das Zimmer. Was er da eben gedacht, war so furchtbar, dass er nicht an der Stelle zu bleiben vermochte, wo ihm der Gedanke gekommen war. Er setzte sich auf einen Stuhl an der Wand, liess die gefalteten Haende zwischen den Knien haengen und starrte trueb auf die Diele nieder. Das Gewissen... wie laut sein Gewissen schrie! Er hatte gesuendigt, sich versuendigt gegen sich selbst in all den Jahren, gegen das zarte Instrument seines Koerpers. Die Ausschweifungen seines Jugendmutes, die durchwachten Naechte, die Tage in tabakrauchiger Stubenluft, uebergeistig und des Leibes uneingedenk, die Rauschmittel, mit denen er sich zur Arbeit gestachelt--das raechte, raechte sich jetzt! Und raechte es sich, so wollte er den Goettern trotzen, die Schuld schickten und dann Strafe verhaengten. Er hatte gelebt, wie er leben musste, er hatte nicht Zeit gehabt, weise, nicht Zeit, bedaechtig zu sein. Hier, an dieser Stelle der Brust, wenn er atmete, hustete, gaehnte, immer am selben Punkt dieser Schmerz, diese kleine, teuflische, stechende, bohrende Mahnung, die nicht schwieg, seitdem vor fuenf Jahren in Erfurt das Katarrhfieber, jene hitzige Brustkrankheit, ihn angefallen--was wollte sie sagen? In Wahrheit, er wusste es nur zu gut, was sie meinte--mochte der Arzt sich stellen wie er konnte und wollte. Er hatte nicht Zeit, sich mit kluger Schonung zu begegnen, mit milder Sittlichkeit hauszuhalten. Was er tun wollte, musste er bald tun, heute noch, schnell... Sittlichkeit? Aber wie kam es zuletzt, dass die Suende gerade, die Hingabe an das Schaedliche und Verzehrende ihn moralischer duenkte als alle Weisheit und kuehle Zucht? Nicht sie, nicht die veraechtliche Kunst des guten Gewissens waren das Sittliche, sondern der Kampf und die Not, die Leidenschaft und der Schmerz! Der Schmerz... Wie das Wort ihm die Brust weitete! Er reckte sich auf, verschraenkte die Arme; und sein Blick, unter den roetlichen, zusammenstehenden Brauen, beseelte sich mit schoener Klage. Man war noch nicht elend, ganz elend noch nicht, solange es moeglich war, seinem Elend eine stolze und edle Benennung zu schenken. Eins war not: Der gute Mut, seinem Leben grosse und schoene Namen zu geben! Das Leid
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