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oberen Rahmen der Fenster, Faehnchen nur, symmetrisch geraffte Kattune; aber sie waren rot, von einem warmen, sonoren Rot, und er liebte sie und wollte sie niemals missen, weil sie etwas von Ueppigkeit und Wollust in die unsinnlich-enthaltsame Duerftigkeit seines Zimmers brachten... Er stand am Ofen und blickte mit einem raschen und schmerzlich angestrengten Blinzeln hinueber zu dem Werk, von dem er geflohen war, dieser Last, diesem Druck, dieser Gewissensqual, diesem Meer, das auszutrinken, dieser furchtbaren Aufgabe, die sein Stolz und sein Elend, sein Himmel und seine Verdammnis war. Es schleppte sich, es stockte, es stand--schon wieder, schon wieder! Das Wetter war schuld und sein Katarrh und seine Muedigkeit. Oder das Werk? Die Arbeit selbst? Die eine unglueckselige und der Verzweiflung geweihte Empfaengnis war? Er war aufgestanden, um sich ein wenig Distanz davon zu verschaffen, denn so oft bewirkte die raeumliche Entfernung vom Manuskript, dass man Uebersicht gewann, einen weiteren Blick ueber den Stoff, und Verfuegungen zu treffen vermochte. Ja, es gab Faelle, wo das Erleichterungsgefuehl, wenn man sich abwendete von der Staette des Ringens, begeisternd wirkte. Und das war eine unschuldigere Begeisterung, als wenn man Likoer nahm oder schwarzen, starken Kaffee... Die kleine Tasse stand auf dem Tischchen. Wenn sie ihm ueber das Hemmnis huelfe? Nein, nein, nicht mehr! Nicht der Arzt nur, auch ein zweiter noch, ein Ansehnlicherer, hatte ihm dergleichen behutsam widerraten: der andere, der dort, in Weimar, den er mit einer sehnsuechtigen Feindschaft liebte. Der war weise. Der wusste zu leben, zu schaffen; misshandelte sich nicht; war voller Ruecksicht gegen sich selbst... Stille herrschte im Hause. Nur der Wind war hoerbar, der die Schlossgasse hinuntersauste, und der Regen, wenn er prickelnd gegen die Fenster getrieben ward. Alles schlief, der Hauswirt und die Seinen, Lotte und die Kinder. Und er stand einsam wach am erkalteten Ofen und blinzelte gequaelt zu dem Werk hinueber, an das seine kranke Ungenuegsamkeit ihn glauben liess... Sein weisser Hals ragte lang aus der Binde hervor, und zwischen den Schoessen des Schlafrocks sah man seine nach innen gekruemmten Beine. Sein rotes Haar war aus der hohen und zarten Stirn zurueckgestrichen, liess blass geaederte Buchten ueber den Schlaefen frei und bedeckte die Ohren in duennen Locken. An der Wurzel der grossen, gebogenen Nase, die unvermittelt in eine weisslich
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