moecht ich in dein Zimmer tragen,
sollst mir keine Antwort sagen--
Still--der Traum versinkt--verklingt.
SONNE
Sonne scheint draussen und scheint in die Stube,
unten am Boden kugelt mein Bube,
greift nach den schimmernden, flimmernden Staeubchen;
ich sitze am Fenster und naehe ein Haeubchen,
ein ganz kleines Haeubchen aus weissem Batist.
Ob's wohl ein Maedel ist?--
Und hat's _seine_ Augen, _seinen_ trotzfrohen Sinn,
dann weiss kein Mensch, wie gluecklich ich bin!
Bloss Er--Er--sein liebes Gesicht-- --
"Na, Bub? Hast du die Sonne noch nicht?"--
MARIENLIED
Maria herzt ihr Kindlein
und kuesst sein rotes Muendlein;
sie weiss es nicht,
dass einst zu Golgatha
sein Kreuz wird aufgericht't.
Der Wind mit Blumendueften
tut des Kindes Haerlein lueften;
nicht weiss der Wind,
dass einst zu Golgatha
unschuldig Blut verrinnt.
Sein Laemmlein kommt gesprungen,
spielt um den holden Jungen;
sieht nicht von fern,
dass man zu Golgatha
einst hoehnt den lieben Herrn.
Ihr sorgend Mutterherzen
muesst es fein still verschmerzen;
ihr wisst es nicht,
wann eurem teuren Kindlein
sein Kreuz wird aufgericht't.
KORSISCHES WIEGENLIED
Schlafe, mein kleiner Wildling,
du schlankes Reis, schlaf ein;
draussen im Mondschein die Pappel
sieht auf dein Bett herein.
Traeume, mein heisser Wildling;
was ballst du die kleine Faust?
Kuehl geht der Wind durchs Fenster,
die hohe Pappel braust.
Wachse, mein trotziger Wildling,
wachse dich hoch und frei,
horch auf die herrischen Stuerme
und des Adlers stolzen Schrei!
Raeche mich, Sohn meiner Wildheit,
raeche den Mutterleib,
Schaerfe den Dolch und toete,
toete das fremde Weib!
KOeNIGSKIND
--1--
Schlafe ruhig, Koenigskind;
wie im Traume singt der Wind,
schweigend sitzt der Mond zu Haus,
giesst die weissen Strahlen aus,
giesst sie ueber das weite Land,
ueber Wald und Huegelwand.
Taube gurrt im dunklen Laub,
Kaefer surrt und fliegt auf Raub,
Fischlein steht im Wasser still,
weiss nicht, ob es schwimmen will.
Was dir auch das Leben spinnt:
traeume, Koenigskind!
--2--
Ein Vogel flog aus dem Heimatland,
er flog wohl sieben Tage lang
ueber fremde Waelder und Seen;
da wurden ihm die Fluegel lahm,
und als er ans grosse Wasser kam,
konnt er nicht weiter.
Ein Maegdlein musste von Hause fort,
in ein fernes Land an fremden Ort,
so bang und alleine.
Die Mutter gab ihr drei Tropfen Blut:
Tochter, liebe Tochter, wahre sie gut,
sonst
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