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schlaf ein.
In ihren Haenden bleich und fein
hielt sie die Floete aus Elfenbein;
sie blies--das klang so hell und hold,
als ob ein Engel uns troesten wollt.
Mirlama, Mirlamein,
schlaf ein.
Gleich stecken alle Voegelein
den Kopf in die Fluegel und schlummern ein,
die Hirsche und Rehe im tiefen Wald
suchen ihr Lager und schlafen bald.
Mirlama, Mirlamein,
schlaf ein.
Gluehwuermchen loescht das Laempchen aus,
fliegt muede in sein Blaetterhaus,
die Tauben gurren im Schlaf kuruh,
mein Kind macht auch die Augen zu.
Mirlama, Mirlamein,
schlaf ein.
Die Floete verklingt. Vom Heidestein
wehen die Schleier der Mirlamein,
Sie winkt der weissen Fledermaus
und fliegt zum stillen Mond nach Haus.
Mirlama, Mirlamein,
schlaf ein.
TRAUMBALLADE
Traumkoenig geht durch bleiches Land,
rings gruessen ihn verstohlen
die braunen Nachtviolen;
Marlenchen geht an seiner Hand,
Marlenchen, jung Marlenchen.
Traumkoenig geht an den Rosmarinstrauch,
da brennen die Lebenskerzen,
sie brennen mit roten Herzen;
Marlenchen fuehlt ihren heissen Hauch,
Marlenchen, jung Marlenchen.
Traumkoenig geht am See entlang,
die Wasserelfen singen
ein Lied von kuehlen Dingen;
Marlenchen ueberkommt es bang,
Marlenchen, jung Marlenchen.
Traumkoenig geht mit leisem Schritt
hinein in die weichen Wellen,
die silbern im Mond aufquellen;
Marlenchen geht in die Tiefe mit,
Marlenchen, jung Marlenchen.
MUTTER HULE
(nach einer alten Volksdichtung)
Die alte Mutter Hule
kann reisen ohne Geld:
sie setzt sich auf den Gaenserich
und reitet durch die Welt.
Die alte Mutter Hule,
die hat im Wald ein Haus;
der Uhu sitzt als Waechter davor,
laesst niemand 'rein und 'raus.
Frau Hulens Sohn heisst Michel,
der ist nicht grad, nicht krumm;
am Sonntag ist er manchmal klug
und Montags manchmal dumm.
Sie schickte ihn zum Markte,
da kauft er sich 'ne Gans;
die flatterte und schnatterte
und wippte mit dem Schwanz.
Frau Hule holt den Ganter;
wie liebten sie sich gleich!
Sie frassen zusammen aus einem Napf
und schwammen in einem Teich.
Des Morgens in der Fruehe
fand Michel ein grosses Ei;
das hatte die liebe Gans gelegt,
der Gaenserich stand dabei.
Der Michel lief zur Hule:
guck, was ich dir gebracht,
ein goldnes Ei. Die Hule sagt:
das hast du brav gemacht.
Der Michel trug's zu Markte,
drei Dukaten wollt er haben;
der Jud wollt bloss die Haelfte geben,
da schmiss er ihn in'n Graben.
Er ging am Schloss voruebe
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