in der Hand, um den jungen Menschen umzubringen, der
ausdruecklich deswegen schlaeft. Diese naemliche Situation, zweimal
wiederholt verraet die aeusserste Unfruchtbarkeit; und dieser Schlaf des
jungen Menschen ist so laecherlich, dass in der Welt nichts laecherlicher
sein kann." Aber ist es denn auch wahr, dass ihn die Vertraute zu diesem
Schlafe beredet? Das luegt Lindelle.[1] Aegisth trifft die Vertraute an
und bittet sie, ihm doch die Ursache zu entdecken, warum die Koenigin so
ergrimmt auf ihn sei. Die Vertraute antwortet, sie wolle ihm gern alles
sagen; aber ein wichtiges Geschaefte rufe sie itzt woanders hin; er solle
einen Augenblick hier verziehen; sie wolle gleich wieder bei ihm sein.
Allerdings hat die Vertraute die Absicht, ihn der Koenigin in die Haende
zu liefern; sie beredet ihn, zu bleiben, aber nicht zu schlafen; und
Aegisth, welcher seinem Versprechen nach bleibet, schlaeft, nicht seinem
Versprechen nach, sondern schlaeft, weil er muede ist, weil es Nacht ist,
weil er nicht siehet, wo er die Nacht sonst werde zubringen koennen als
hier.[2]--Die zweite Luege des Lindelle ist von eben dem Schlage.
"Merope", sagt er, "nachdem sie der alte Polydor an der Ermordung ihres
Sohnes verhindert, fragt ihn, was fuer eine Belohnung er dafuer verlange;
und der alte Narr bittet sie, ihn zu verjuengen." Bittet sie, ihn zu
verjuengen? "Die Belohnung meines Dienstes", antwortet der Alte, "ist
dieser Dienst selbst; ist dieses, dass ich dich vergnuegt sehe. Was
koenntest du mir auch geben? Ich brauche nichts, ich verlange nichts.
Eines moechte ich mir wuenschen, aber das stehet weder in deiner; noch in
irgendeines Sterblichen Gewalt, mir zu gewaehren; dass mir die Last meiner
Jahre, unter welcher ich erliege, erleichtert wuerde usw."[3] Heisst das:
Erleichtere du mir diese Last? Gib du mir Staerke und Jugend wieder? Ich
will gar nicht sagen, dass eine solche Klage ueber die Ungemaechlichkeiten
des Alters hier an dem schicklichsten Orte stehe, ob sie schon vollkommen
in dem Charakter des Polydors ist. Aber ist denn jede Unschicklichkeit
Wahnwitz? Und mussten nicht Polydor und sein Dichter im eigentlichsten
Verstande wahnwitzig sein, wenn dieser jenem die Bitte wirklich in den
Mund legte, die Lindelle ihnen anluegt?--Anluegt! Luegen! Verdienen solche
Kleinigkeiten wohl so harte Worte?--Kleinigkeiten? Was dem Lindelle
wichtig genug war, darum zu luegen, soll das einem dritten nicht wichtig
genug sein, ihm zu sagen, dass er gelog
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