g ihr ein Mantel von schneeweissem, seidigem Ziegenhaar, in
der Hand hielt sie ein ebensolches breites Messer wie Andrei, mit dem
sie festen Fusses[12.2] den Baeren erwartet hatte. "Wie schade!" rief sie
wieder, "nun habe ich ihn nicht erlegt!" und Thraenen traten ihr in die
Augen. Andrei stand ganz beschaemt und betrachtete den Baeren, als haette
er ihn gern[12.3] wieder lebendig gemacht, dem schoenen Maedchen zu liebe.
Sie stiess das Tier mit der Fussspitze, ohne[12.4] zu wissen, was sie
that, nur um ihren Unmut zu verbergen; da wandte sich der Baer noch
einmal und hieb nach ihr. In demselben Augenblick ward[12.5] sie
zurueckgerissen und mit einem:[12.6] "Unverstaendiges Kind!" scheltend
von[12.7] Mirea auf die Fuesse gestellt. Verwundert sah sie in die Hoehe,
denn die Stimme war dieselbe wie die des jungen Mannes vor ihr, und nun
gar das Gesicht zum Verwechseln aehnlich. Mit offnem Munde, wie ein
kleines Kind, sah sie von einem Bruder zum andern, bis alle drei in ein
stuermisches, nicht enden wollendes Gelaechter ausbrachen. "Ihr seid
ja[12.8] doppelt!" rief das Maedchen, "wie zwei Haselnuesse in _einer_
Schale!"
"Wir sind auch Haselnuesse aus derselben Schale," sagte Andrei, "wer bist
Du denn, kleine Waldfee? Du bist doch nicht etwa eine verkappte Hexe,
die uns verderben wird?"
"Wer weiss!" sagte das Maedchen, "ich bin vielleicht eine Hexe, mein
Grossvater hat es schon oft gesagt, und ich bin[13.1] doch erst eine
Woche bei ihm."
"Wir moechten[13.2] Dich gleich[13.3] als schlimme[13.4] Hexe behandeln
und Dich auf unsrer Burg gefangen setzen, da Du auf unserm Grund und
Boden ohne Erlaubnis gejagt," sprach Mirea.
"Wir haben auch eine schlimme Mutter auf der Burg!" sagte Andrei.
"So?" rief das Maedchen, "die muss ich sehen, ich bin Eure Gefangene!"
Sie rief einen Jaeger herbei, gab ihm einige Auftraege an[13.5] den
Grossvater, befahl ihm, sie mit den Pferden abzuholen und schritt lustig
mit den Bruedern auf den schwindligsten Pfaden der Burg zu.[13.6]
Die Mutter der beiden jungen Leute, Frau Roxana,[13.7] sah zum Fenster
hinaus und wunderte sich, was fuer einen jungen Hirten ihre Soehne
mitbraechten.[13.8] Hinterher trug man den Baeren auf Baumaesten.
Als sie in die Naehe der Burg gelangten, rief Frau Roxana erschrocken:
"Aber, mein Gott,[13.9] das ist ja[13.10] ein Maedchen! Wo haben sie denn
das[13.11] gefunden?" Einige Augenblicke spaeter erschallten die
jugendlichen Schritte und Stimmen im Hofe, dann
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