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* Da rief eines Tages Frau Roxana die drei zu sich und sprach: "Ich habe Eurer Herzen[21.1] schweren Kampf schon allzulange mit angesehen. Einer von Euch muss ein schweres Opfer bringen, damit der andre gluecklich werde."[21.2] "Ja, einer von uns muss[21.3] aus der Welt!" sprach Mirea dumpf. "Um Gotteswillen," rief Rolanda, "doch[21.4] nicht kaempfen um mich!" "O nein," sprach Andrei und laechelte wehmuetig, "das waere[21.5] unmoeglich; man kann allein gehen." Frau Roxana hob die Haende: "O Ihr gottlosen Kinder! Habe ich Euch so schwach geboren und erzogen, dass keiner Kraft hat, den ersten Schmerz zu tragen! Rolanda, bis morgen sollst Du Bedenkzeit haben; bis morgen wollen wir Kraft und Mut gewinnen!" So trennten sie sich. Andrei aber schlug einen Waldweg ein nach Lespes, kniete im Felsenkirchlein nieder und sprach: "Mein Gott! Du kennst mein Herz und meine _Kraft_! Gieb, dass ich keine Suende begehe, an mir selbst, an meiner Mutter, an meinem Bruder, an dein Weibe, das ich liebe; sondern, wenn sie mich nicht nehmen will, so mache mich zu Stein, damit ich nichts mehr fuehlen muss!" -- Auf einem andern Wege war Mirea auch zur Kirche gekommen und hatte dasselbe gebetet. Sie warfen sich[21.6] einen traurigen Blick zu und gingen jeder allein nach Hause; denn jeder glaubte, er allein habe[21.7] das Opfer gebracht. Frau Roxana erschien am naechsten Morgen bleich wie der Schleier, der die ersten Silberfaeden in ihrem Haare bedeckte. Die beiden jungen Leute sahen aus, als gingen[22.1] sie in den Tod, nur Rolanda trat freudestrahlenden Antlitzes[22.2] herein. Es war eine Verklaerung ueber sie ausgegossen, die sie ueberirdisch schoen machte; sie erschien einen Kopf groesser und sprach mit sanftem Wohlklang: "Tretet mit mir hinaus, meine einzigen Teuern; unter Gottes Himmel soll die Entscheidung fallen!" Sie ging ihnen voran, als schwebte sie, nur ihre Haende waren durchsichtig wie Wachs und die Augen, die sie zum Himmel hob waren voll Thraenen. Auf schwindelnd steilem Absturz blieb sie stehen und kniete vor Frau Roxana nieder: "Segne mich, Mutter!" sprach sie. Frau Roxana legte ihre zitternden Haende auf das schoene Lockenhaupt. "Und jetzt," sprach Rolanda mit heller[22.3] Stimme, "jetzt hoert mich an! Ich habe Euch beide so lieb, so unendlich lieb, mehr als mich selber, mehr als mein Leben, darum kann ich mich keinem geben, aber wer mich aus dem Abgrund holt, des[22.4] Weib will ich sein!"
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