da
mein Volk" - - er hielt inne, als sei es Suende, den Gedanken auszudenken.
"Wie kann man sich dergleichen vorstellen! ich denke daran so wenig wie -
wie an den Tod!"
"Das sieht dir gleich, mein Totila!"
"Und dir sieht es gleich, dich und andre mit solchen Traeumereien zu
quaelen."
"Traeumereien! Du vergisst, dass es fuer mich, fuer mein Volk schon
Wirklichkeit geworden. Du vergisst, dass ich ein Roemer bin. Und ich kann
mich nicht darueber taeuschen wie die meisten thun: es ist vorbei mit uns.
Das Scepter ist von uns auf euch uebergegangen; glaubst du, es lief so ohne
Schmerz, ohne Nachsinnen fuer mich ab, in dir, meinem Herzensfreund, den
Barbaren, den Feind meines Volkes zu vergessen?"
"Das ist nicht so, beim Glanz der Sonne!" fiel Totila eifrig ein. "Find'
ich auch in deiner milden Seele den herben Wahn? Blick' doch nur um dich!
Wann, sage mir, wann hat Italien herrlicher geblueht als unter unsrem
Schilde? Kaum in den Tagen des Augustus. Ihr lehrt uns Weisheit und Kunst,
wir leihen euch Friede und Schutz. Kein schoeneres Wechselverhaeltnis laesst
sich denken! Die Harmonie zwischen Roemern und Germanen kann eine ganz neue
Zeit erschaffen, schoener als je eine bestanden."
"Die Harmonie! aber sie ist nicht da. Ihr seid uns ein fremdes Volk,
geschieden durch Sprache und Glaube, durch Stammes- und Sinnesart und
durch halbtausendjaehrigen Hass.
Wir brachen frueher eure Freiheit, ihr jetzt die unsre; zwischen uns gaehnt
eine ewige Kluft." - "Du verwirfst den Lieblingsgedanken meiner Seele."
"Er ist ein Traum!" - "Nein, er ist Wahrheit, ich fuehl' es und vielleicht
koemmt noch die Zeit, dir's zu beweisen. Das Werk meines ganzen Lebens bau'
ich drauf." - "So waer's auf einen edeln Wahn gebaut. Keine Bruecke zwischen
Roemern und Barbaren!" - "Dann," sagte Totila heftig, "begreif' ich nicht,
wie du leben kannst, wie du mich -"
"Vollende nicht," sagte Julius ernst. "Es war nicht leicht: es war die
schwerste der Entsagungen! Erst nach hartem Widerstreit der Selbstsucht
ist sie mir gelungen: aber endlich hab' ich aufgehoert, in meinem Volk
allein zu leben. Der heilge Glaube, der jetzt schon - und er allein
vermag's - Roemer und Germanen verbindet, der meinen widerstrebenden
Verstand durch lauter Schmerzen - Schmerzen, die Freuden sind - allmaehlich
immer maechtiger umschlingt, er hat mir auch in diesem Zwiespalt Friede
gebracht. In diesem Einen darf ich mich jetzt schon ruehmen, ein Christ zu
sein: ich lebe der
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