lichen Dicke der
Mauern und an dem dreifachen Gitter des einzigen Gefaengnissfensters
erbauen. Durch dieses Fenster haette Bazaine nicht entkommen koennen. Er
benutzte die mangelhafte Aufsicht, um gegen Abend seine noch offene Zelle
zu verlassen. Er verbarg sich im Gefaengnisshofe, waehrend seine Zelle zur
Nacht leer verschlossen wurde.
Wir zogen in den schoenen Kiefernwald, der den groessten Theil der Insel
deckt, und lagerten dort unter den Baeumen. Die Aussicht landeinwaerts ist
derjenigen aehnlich, die man von Antibes aus geniesst. Nur steigt das
Vorgebirge in groesserer Naehe auf, und das Bild wirkt heiterer durch die
grosse Naehe von Cannes. Die Schneemassen der Alpen scheinen in der Ferne
fast in der Luft zu schweben, gehuellt in jenen leuchtend azurenen Nebel,
der dem provencalischen Himmel eigen ist. Von der blauen Flaeche des Meeres
und den gruenen Huegeln der Kueste steigt so das Bild in Stufen, bis zu den
schneebedeckten Riesen der Alpenwelt empor, in grossartig eindrucksvollem
Contrast.
Wir ziehen nun quer durch den Wald, nach der entgegengesetzten Seite der
Insel, wo uns das Boot erwartet. Jetzt liegt dicht vor uns die Ile
St. Honorat. Es ist nur ein enger Meeresarm, der beide Inseln trennt, doch
ein Meeresarm, erfuellt mit gefahrbringenden Felsen, die kaum von den
Wellen des Meeres gedeckt werden.
Die Ile St. Honorat hiess bei den Roemern Lerina. Der heilige Honoratus zog
von seiner Einsiedelei im Esterel zu Anfang des fuenften Jahrhunderts nach
dieser Insel hin. Er fand sie, so berichtet die Sage, mit giftigen
Schlangen erfuellt, unter denen zu leben fast unmoeglich schien. Doch der
Heilige bestieg eine Palme und vertrieb die Schlangen durch den grossen
Bannfluch, den er ueber sie aussprach. Zu St. Honoratus gesellte sich bald
der greise Caprasius, den spaetere Zeiten auch als Heiligen anerkannten. Es
stroemten von allen Seiten Anhaenger herbei, und das errichtete Kloster
hatte bald bedeutenden Ruhm erlangt. Der heilige Vincenz, einer der
hervorragendsten Moenche von Lerin, verfasste dort das Commonitorium gegen
die Irrlehre, ein Werk, das man auch in unserer Zeit im Streit um das
Unfehlbarkeitsdogma oefters citirte, im Besonderen den Satz: "Was immer,
was ueberall, was von Allen geglaubt worden ist, das ist wahrhaft
katholisch." Dem Kloster gehoerten auch an: St. Hilarius, der wie
St. Honoratus spaeter Bischof von Arles wurde, ebenso St. Maximus, der den
Bischofssitz von Frejus bestieg, dann Faustu
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