. Marguerite zurueck und verweilten dort bis
zum Untergang der Sonne. Strahlend verschwand der feurige Ball hinter dem
Esterelgebirge. An den hohen Bergen im Norden trieben sich langgedehnte
Nebelstreifen umher. Sie deckten die Einschnitte der Thaeler, stiegen dann
empor bis zum Schnee der Alpen, wurden violett und rosenroth und schwanden
spurlos. Scharf zeichneten sich jetzt die riesigen Gipfel in langer Kette
an dem blauen Himmel. Bald roetheten sie sich auch, ergluehten in Purpur,
erloschen allmaelig und wurden dann leichenblass. Des Tages Gluth lastete
noch auf dem Meere; seine glatte Oberflaeche zeigte jene matten Reflexe,
wie sie alten venetianischen Spiegeln eigen sind: dann begann sie die
Farbe zu wechseln und schillerte wie Opal. Der Purpur, der von den Bergen
schwand, legte sich ueber den Abendhimmel und ueberfluthete bald auch das
Meer. Geheimnissvoll klagend schlugen seine scharlachrothen Wellen jetzt an
die Felsen des Ufers. Der Himmel ueber den Alpen nahm fahlgruene Faerbung an,
und dann wurde es dunkel. Ungezaehlte Sterne tauchten am Himmel auf, und
ungezaehlte Lichter entflammten laengs der Kueste. Wir bestiegen jetzt wieder
die Barke und glitten still ueber der Wasserflaeche. Eine erfrischende Luft
umfloss unseren Koerper, drang in unsere Lungen ein und erweckte jenes
Gefuehl inneren Wohlbehagens, dem man so gern sich hingibt. Wir wechselten
kaum ein Wort und brachen erst unser Schweigen, als wir an der Croisette
gelandet waren.
V.
Cannes stand unter der Herrschaft der Aebte von Lerin. Sie hatten dasselbe
im zehnten Jahrhundert von Wilhelm von Gruetta, einem Sohne von Redouard,
Grafen von Antibes, erhalten. Im Jahre 1080 begann der Abt Adalbert die
Burg auf dem Huegel, der jetzt die Altstadt traegt, dem heutigen Mont
Chevalier, zu erbauen. Im Kloster von Lerin wurden die geistigen Gueter vor
Allem gepflegt, daher wohl seine Herrschaft mild gewesen ist. Das
beeinflusste die Sitten und Braeuche der Uferbewohner. Waehrend jenseits des
Esterels, wo rohe Burgherren herrschten, die Volksbelustigungen in
Scheinkaempfen, den sogenannten "_bravades_" bestanden, waren es in Cannes,
Vallauris und Antibes die "_romerages_", das heisst Taenze und aehnliche
Spiele, welche die Feste belebten. Bis auf den heutigen Tag haben sich die
_bravades_ in St. Tropez, die _romerages_ in Vallauris erhalten.
Wachtthuerme laengs der Kueste waren zum Schutz gegen die Saracenen
aufgerichtet. Feue
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