rzeichen des Nachts, weisse Fahnen am Tage, warnten, von
den Lerinischen Inseln aus, die Uferbewohner vor den nahenden Feinden.
Cannes fuehrte, gedeckt durch das Kloster, dem die Angriffe der Feinde
stets vor Allem galten, ein ziemlich ruhiges Dasein, und hatte erst
waehrend der Kaempfe Franz I. mit Karl V. schwere Verluste zu tragen. Im
Jahre 1580 wurde durch ein Schiff aus dem Orient die schwarze Pest nach
Cannes eingeschleppt und verbreitete sich dann ueber die ganze Provence.
Dann gab es noch manches Ungemach im Laufe der Zeiten, so im siebzehnten
Jahrhundert, als die Lerinischen Inseln zeitweise in spanische Gewalt
geriethen, dann im achtzehnten waehrend der Invasion der Provence durch
oesterreichische und piemontesische Truppen, besonders aber im
oesterreichischen Erbfolgekriege, waehrend des missglueckten Angriffs der
Oesterreicher auf die Provence. - Uebrigens fehlte es auch nicht ganz an
komischer Tragik in der Geschichte von Cannes. So berichten die
Stadtarchive von einem wilden Thiere, das 1785 das Land und die Stadt mit
Schrecken erfuellte. Kein Bewohner der Stadt wagte sich mehr ins Freie.
Schliesslich wurde eine Schar muthiger Maenner bewaffnet, und es gelang
ihnen auch an der Grenze der Gemeinde das Thier zu erlegen. Ein solches
Thier hatte noch Niemand gesehen; man wusste es nicht zu benennen. Ein
heftiger Streit entspann sich nun um das Fell, zwischen den Gemeinden von
Cannes, Grasse und Mougin, an deren gemeinsamen Grenzen das Thier gefallen
war; es drohte ein ernster Conflict, gluecklicher Weise machte der Marquis
de Caraman, commandirender General der Provence, demselben ein Ende, indem
er das Fell fuer sich nahm. Nunmehr wurde festgestellt, dass dieses Fell von
einer Hyaene stamme; wie jenes Thier sich nach Cannes verirrt hat, ist
unaufgeklaert geblieben.
Am Ende des vorigen Jahrhunderts war Cannes zu einer ganz unbedeutenden
Ortschaft herabgesunken. Als Horace Benedict de Saussure sie 1787
besuchte, fand er nur ein paar Strassen vor, die fast ausschliesslich von
Matrosen und Fischern bewohnt waren. Die Schoenheit der Lage fiel ihm auf:
"_C'est un site vraiment delicieux_" rief er auf dem Huegel von St. Cassien
aus, als er den blauen Golf und die gruenen Inseln vor sich liegen sah,
dann ueber das ueppige Thal der Siagne, gegen Grasse und die grauen
Kalkalpen schaute. Auch die Hotels in Cannes waren damals einfacher als
jetzt, dessen ungeachtet es dem Erlanger Professor Heinrich Schubert im
Jahre 182
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