er Geschwindigkeit,
in welchem die ersten Takte gespielet worden, muessen sie alle, bis zu den
letzten, gespielet werden. Diese Einfoermigkeit ist in der Musik notwendig,
weil ein Stueck nur einerlei ausdruecken kann, und ohne dieselbe gar keine
Verbindung verschiedener Instrumente und Stimmen moeglich sein wuerde. Mit
der Deklamation hingegen ist es ganz anders. Wenn wir einen Perioden von
mehrern Gliedern als ein besonderes musikalisches Stueck annehmen und die
Glieder als die Takte desselben betrachten, so muessen die Glieder, auch
alsdenn, wenn sie vollkommen gleicher Laenge waeren und aus der naemlichen
Anzahl von Silben des naemlichen Zeitmasses bestuenden, dennoch nie mit
einerlei Geschwindigkeit gesprochen werden. Denn da sie, weder in Absicht
auf die Deutlichkeit und den Nachdruck, noch in Ruecksicht auf den in dem
ganzen Perioden herrschenden Affekt, von einerlei Wert und Belang sein
koennen: so ist es der Natur gemaess, dass die Stimme die geringfuegigern
schnell herausstoesst, fluechtig und nachlaessig darueber hinschlupft; auf den
betraechtlichern aber verweilet, sie dehnet und schleift, und jedes Wort,
und in jedem Worte jeden Buchstaben, uns zuzaehlet. Die Grade dieser
Verschiedenheit sind unendlich; und ob sie sich schon durch keine
kuenstliche Zeitteilchen bestimmen und gegeneinander abmessen lassen,
so werden sie doch auch von dem ungelehrtesten Ohre unterschieden,
sowie von der ungelehrtesten Zunge beobachtet, wenn die Rede aus einem
durchdrungenen Herzen und nicht bloss aus einem fertigen Gedaechtnisse
fliesset. Die Wirkung ist unglaublich, die dieses bestaendig abwechselnde
Mouvement der Stimme hat; und werden vollends alle Abaenderungen des
Tones, nicht bloss in Ansehung der Hoehe und Tiefe, der Staerke und
Schwaeche, sondern auch des Rauhen und Sanften, des Schneidenden und
Runden, sogar des Holprichten und Geschmeidigen an den rechten Stellen
damit verbunden: so entstehet jene natuerliche Musik, gegen die sich
unfehlbar unser Herz eroeffnet, weil es empfindet, dass sie aus dem Herzen
entspringt, und die Kunst nur insofern daran Anteil hat, als auch die
Kunst zur Natur werden kann. Und in dieser Musik, sage ich, ist die
Aktrice, von welcher ich spreche, ganz vortrefflich, und ihr niemand zu
vergleichen, als Herr Ekhof, der aber, indem er die intensiven Akzente
auf einzelne Worte, worauf sie sich weniger befleissiget, noch hinzufueget,
bloss dadurch seiner Deklamation eine hoehere Vollkommenheit zu ge
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