Triebfedern so unbegreiflich, in sich selbst so ungeheuer, in ihren
Folgen so unermesslich sind, dass sie entweder der Ahndung der Gesetze ganz
entgehen oder doch unmoeglich nach Verdienst geahndet werden koennen. Ich
will es nicht unternehmen, auf die erstern, als auf Gattungen des
Laecherlichen, die Komoedie; und auf die andern, als auf ausserordentliche
Erscheinungen in dem Reiche der Sitten, welche die Vernunft in Erstaunen
und das Herz in Tumult setzen, die Tragoedie einzuschraenken. Das Genie
lacht ueber alle die Grenzscheidungen der Kritik. Aber so viel ist doch
unstreitig, dass das Schauspiel ueberhaupt seinen Vorwurf entweder
diesseits oder jenseits der Grenzen des Gesetzes waehlet und die
eigentlichen Gegenstaende desselben nur insofern behandelt, als sie sich
entweder in das Laecherliche verlieren, oder bis in das Abscheuliche
verbreiten.
Der Epilog verweilet bei einer von den Hauptlehren, auf welche ein Teil
der Fabel und Charaktere des Trauerspiels mit abzwecken. Es war zwar von
dem Hrn. von Cronegk ein wenig unueberlegt, in einem Stuecke, dessen Stoff
aus den ungluecklichen Zeiten der Kreuzzuege genommen ist, die Toleranz
predigen und die Abscheulichkeiten des Geistes der Verfolgung an den
Bekennern der mahomedanischen Religion zeigen zu wollen. Denn diese
Kreuzzuege selbst, die in ihrer Anlage ein politischer Kunstgriff der
Paepste waren, wurden in ihrer Ausfuehrung die unmenschlichsten
Verfolgungen, deren sich der christliche Aberglaube jemals schuldig
gemacht hat; die meisten und blutgierigsten Ismenors hatte damals die
wahre Religion; und einzelne Personen, die eine Moschee beraubet haben,
zur Strafe ziehen, koemmt das wohl gegen die unselige Raserei, welche das
rechtglaeubige Europa entvoelkerte, um das unglaeubige Asien zu verwuesten?
Doch was der Tragikus in seinem Werke sehr unschicklich angebracht hat,
das konnte der Dichter des Epilogs gar wohl auffassen. Menschlichkeit und
Sanftmut verdienen bei jeder Gelegenheit empfohlen zu werden, und kein
Anlass dazu kann so entfernt sein, den wenigstens unser Herz nicht sehr
natuerlich und dringend finden sollte.
Uebrigens stimme ich mit Vergnuegen dem ruehrenden Lobe bei, welches der
Dichter dem seligen Cronegk erteilet. Aber ich werde mich schwerlich
bereden lassen, dass er mit mir ueber den poetischen Wert des kritisierten
Stueckes nicht ebenfalls einig sein sollte. Ich bin sehr betroffen
gewesen, als man mich versichert, dass ich verschiedene von mein
|