reckte ihr die junge Frau die Hand
entgegen. Hedwig erschrack aber ueber das todtenbleiche schmerzdurchzuckte
Antlitz der geliebten Herrin, und wollte die gebotene Rechte in
aengstlicher Hast an ihre Lippen fuehren, als sie sich von Clara
emporgezogen, von ihren Armen umschlossen und einen heissen Kuss, heissere
Thraenen auf ihrer Stirne fuehlte.
"Um Gottes Willen liebe -- gnaedige Frau" --
"Nenne mich Clara fortan und Schwester" -- fluesterte aber die Frau unter
gewaltsam zurueckgedraengten Thraenen -- "denn ich will es Dir sein bis zum
Tode, Du armes -- liebes Kind. Aber ruhig jetzt -- keine Frage weiter, kein
Wort," bat sie, als Hedwig sich halb erschreckt, halb schuechtern aus ihren
Armen loszuwinden suchte -- "in wenigen Tagen -- Stunden vielleicht,
betreten wir das Land, und die uns fremd hier sind brauchen nicht zu ahnen
dass uns _ein_ Schmerz, _ein_ Leid gedrueckt. Komm mein Kind" setzte sie
dann ruhiger hinzu, waehrend sie die Spuren der Thraenen von ihren Wangen zu
tilgen suchte, "komm Hedwig, wir wollen hinaus unter die Leute gehn, aber
Du bleibst bei mir, nicht wahr mein liebes Kind, Du gehst jetzt nicht
wieder von mir fort? -- Schon gut -- schon gut, ich weiss dass Du mich liebst,
wenn ich es auch nicht verdiene, denn auch ich -- aber das spaeter -- das
spaeter" fluesterte sie, ihr Herz mit beiden Haenden deckend, als wenn sie es
halten und baendigen wollte in der Brust -- "Und nun die Maske vor zum
_ersten_ Mal!"
Hedwig, nicht im Stande den, fuer sie raethselhaften Sinn der dunklen Worte
zu verstehn, wagte auch nicht zu fragen und zu forschen, haette ihr die
Frau selbst Zeit dazu gelassen. Diese aber oeffnete rasch die zur Cajuete
fuehrende Thuer, und betrat den inneren Raum, wo sie saemmtliche Passagiere
am Fruehstueckstisch bereits versammelt fand."
"Heilige Mutter Gottes!" rief aber Marie, die auf sie zu lief, und sie
umarmte und kuesste, "wie bleich und angegriffen Du aussiehst Clara; Du bist
_recht_ krank gewesen -- bist es noch, und musst Dich unendlich schonen und
in Acht nehmen, dass Du Dich ja recht bald wieder erholst. Draussen ist ja
schon das Land in Sicht -- soll ich es Dir zeigen?" --
"Nachher, nachher meine liebe Marie," laechelte Clara, ihren Kuss und den
Morgengruss der Uebrigen erwiedernd.
Herr von Hopfgarten begnuegte sich aber nicht mit der kalten Verbeugung,
sondern ging auf sie zu, um den ganzen Tisch herum, schuettelte ihr die
Hand, und sagte ihr dass es ihn unendlich freu
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