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sagte er, zu Luise gewendet, waehrend Herr Challier das Zeitungsblatt
durchlas, "hat es verweigert, den Botschafter Frankreichs anzuhoeren, ja
nur zu empfangen. Das ist eine Beleidigung, wie sie im Verkehr der
Nationen noch nicht vorgekommen ist, und zum Ueberfluss hat die preussische
Regierung diese unerhoerte Thatsache noch in der schroffsten und
verletzendsten Form allen uebrigen Cabinetten Europa's mitgetheilt. Die
unmittelbare Kriegserklaerung ist die einzige moegliche Antwort auf diese
Provocation. Bereits sind Eisenbahnzuege angemeldet," fuhr er fort,
"welche die Truppen nach den Grenzen fuehren, die Commando's sind
vertheilt, und in vierzehn Tagen vielleicht schon koennen wir die
Nachricht von den ersten Siegen unserer Armeen erhalten."
Einen Augenblick zuckte es schmerzlich ueber das Gesicht Luisens, dann
aber leuchteten ihre Augen in hoher Begeisterung auf, fragend richtete
sie den Blick auf ihren Vater.
Dieser hatte das Zeitungsblatt langsam durchgelesen.
"Ja," sagte er ernst, "das ist der Krieg. Ein Krieg, der die Welt
erschuettern wird, und der hoffentlich alles Unrecht wieder gut machen
wird, welches das coalirte Europa uns einst gethan. Gott segne
Frankreich!" fuegte er hinzu, die Haende gefaltet.
"Ja, Gott segne Frankreich," fluesterte Luise leise, indem ihr Blick sich
mit dem Ausdruck innigsten Gebets auswaerts richtete.
Herr Vergier schlug einen Moment die Augen zu Boden, dann trat er zu
Luise hin und sprach nach einem leichten Zoegern:
"Fraeulein Luise, ich habe nie wieder dessen erwaehnt, was frueher zwischen
uns vorgegangen, obgleich die schmerzliche Erinnerung daran mich keinen
Augenblick verlassen hat. Verzeihen Sie, wenn ich Sie heute daran
erinnere, aber in einem Augenblick wie dieser, in welchem alle Kinder
Frankreichs in gemeinsamen Wuenschen und Hoffnungen sich begegnen, soll
es auch zwischen uns klar werden. Sie haben mir einst schwer gezuernt,
als ich dem bitteren Schmerz Worte verlieh, den mein Herz darueber
empfand, dass Sie Ihre Liebe einem Fremden, einem Feinde Frankreichs,
zugewendet. Fraeulein Luise, mein treues und tiefes Gefuehl fuer Sie hat in
seinem Instinct das Richtige erkannt, jener Fremde hat Sie verlassen,
Ihre Liebe verachtet,--ich habe das nie erwaehnt, aber ich habe es wohl
gesehen, und ich habe auch gesehen, was Sie gelitten haben. Ich will
heute nicht noch einmal den Verdacht aussprechen, den ich gegen jenen
Fremden gehegt; die Ereignisse haben jenen Verda
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