zu ziehen--aber troesten Sie sich, Sie haben
dem Vaterland Ihre Schuld reichlich bezahlt und Beispiele, wie das Ihre,
werden neue Helden schaffen."
"Gott segne Eure Majestaet!" sagte der junge Officier, mit erstickter
Stimme; "Gott segne unsere preussischen Fahnen!"
Der Koenig drueckte dem armen Invaliden noch einmal herzlich die Hand und
trat dann in den Wartesaal. Nur wenige Worte sprach er mit den dort
Versammelten. Alle Damen reichten ihm Blumenstraeusse entgegen.
"Ich kann sie nicht alle mitnehmen," sagte der Koenig freundlich
laechelnd, indem er einen schoenen Strauss aus den Haenden der Graefin
Itzenplitz entgegennahm. "Diese Blumen sollen mir eine Erinnerung an Sie
Alle und an Ihre guten Wuensche sein."
Kein Auge blieb trocken, Alle draengten dem scheidenden Koenig nach, der
an der Thuer des Wartesaals die Koenigin umarmte und dann mit den Herren
des Gefolges schnell in das Coupe stieg.
Dahin brauste der Zug nach dem Westen, nach dem Schauplatz des noch von
den dunklen Wolken der Zukunft verhuellten Krieges.
Zwoelftes Capitel.
Der junge Cappei hatte in einem fast bewusstlosen Zustand stumpfer
Resignation die ersten Tage nach seiner Verhaftung in dem Amtsgefaengniss
zu Bodenfeld zugebracht. Vergebens strengte er sich an, um die Faeden des
Netzes zu entdecken, das ihn so geheimnissvoll und unerklaerlich umsponnen
hatte. Seine Gedanken verwirrten sich, das fortwaehrende Schweigen seiner
Geliebten, dieser so ploetzliche und unerwartet gegen ihn erhobene
Vorwurf staatsgefaehrlicher Verbindungen, das Alles vermochte er in
keinen klaren Zusammenhang zu bringen, und nur wenn er auf den Verdacht
zurueckkam, welchen die Handschrift des ihm vorgelegten Schreibens in ihm
erweckte, so erfasste ihn ein heftiger Paroxismus des Zornes und der
Verzweiflung.
Oft war er nahe daran nach Mitteln zu suchen, seinem so ploetzlich von
der Hoehe der gluecklichsten Hoffnungen in die Tiefe eines vernichtenden
Schmerzes herabgestuerzten Leben ein gewaltsames Ende zu machen, und nur
die von frueher Jugend in ihm gepflegte glaeubige Froemmigkeit gab ihm die
Kraft, diese traurige Existenz zu ertragen und liess ihn die Hoffnung
nicht verlieren, dass die Vorsehung Wege finden wuerde, das Dunkel zu
erhellen, welches ihn umgab und seine Unschuld dem wider ihn erhobenen
Verdacht gegenueber an das Licht zu bringen.
In dieser qualvollen Ungewissheit, allein mit seinen in demselben Kreise
sich stets bewegenden Gedanken brach
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