Gedaechtniss zurueckgerufen wird, die
Nachrichten, welche man von Ihnen erwartet und die Fragen, welche man an
Sie stellen wuerde, in die Form von einfachen Liebesbriefen zu kleiden."
"Welch ein Abgrund,--welch ein Abgrund," rief der junge Cappei
verzweiflungsvoll. "Und kann ich jenen Brief sehen?" fragte er dann.
Der Untersuchungsrichter nahm ein Papier und legte es ihm vor.
"Ja, ja," rief Cappei heftig auffahrend, "es ist dieselbe Handschrift.
Es ist die Handschrift jenes Elenden, der mich um mein Glueck betruegen
will, der es gewagt hat, mich in Frankreich als preussischen Spion zu
verdaechtigen, und der nun durch seine teuflischen Kuenste mich hier als
Verschwoerer verfolgen laesst. Ich schwoere Ihnen, meine Herren, das Alles
ist schaendlicher Betrug, ich bin das Opfer der Hinterlist eines
Todfeindes, der mich verderben will. Ich bitte Sie um Gottes Willen,
lassen Sie mich einmal hier in Ihrer Gegenwart einen Brief an meine
Braut schreiben. Sie werden die Antwort sehen, Sie werden sehen, dass
nichts Geheimnissvolles, nichts Verfaengliches dahinter steckt--"
"Die Antwort wuerde vielleicht ebenso unverfaenglich sein, als diese
Briefe es saemmtlich zu sein scheinen," sagte der Untersuchungsrichter
den Kopf schuettelnd. "Ich will zu Ihrem Besten hoffen, junger Mann, dass
Ihre Angaben die Wahrheit seien, indessen kann ich Ihnen nicht
verbergen, dass das Alles sehr unwahrscheinlich scheint,--ich will fuer
heute das Verhoer schliessen, um Ihnen Zeit zu lassen, wenn Sie etwas
auszusagen haben, durch ein umfassendes und aufrichtiges Gestaendniss Ihre
Lage zu erleichtern."
"Darf ich nicht," fragte der junge Mann im Ton dringendster Bitte, "darf
ich nicht zwei Worte nur an meine Braut schreiben?"
"Es wuerde zu nichts fuehren," sagte der Untersuchungsrichter, "denn eine
gleichgueltige Antwort wuerde noch nichts zu Ihren Gunsten beweisen,--wenn
diese Briefe wirklich nur der Deckmantel einer geheimen Correspondenz
sind, so wuerde ohne den Schluessel derselben, ohne Kenntniss der
chemischen Mittel," fuhr er fort, den Blick scharf auf den jungen Mann
richtend, "durch welche etwa andere geheime Schriftzeichen auf dem
Papier sichtbar werden, noch immer keine Klarheit in die Sache kommen.
Ich wuensche nochmals," sprach er dann, "dass Ihre Schuldlosigkeit an den
Tag kommen moege, denn ich habe hier ueber Sie und Ihre Familie nur Gutes
gehoert. Wenn Sie jetzt unter dem auf Ihren Schultern ruhenden Verdacht
bleiben muessen, s
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